Titel: Frank und Freddy - Deadly Force
Autor: Christian
eMail: lonz@d.n-r-w.de
Kategorie: Humor, Horror, AU, MCD
Spoiler: Die Rückkehr der Lebenden Toten (Horror-Film)
Rating: PG 16
Inhalt: Soldaten, Gewehre, Zombies, Humor, Männerfreundschaft, Liebe und Tod
Home: Stargate Atlantis Pandora
Disclaimer: Stargate SG-1 und alle Stargate Charaktere sind Eigentum von Showtime/Viacom, MGM/UA, Double Secret Productions, and Gekko Productions. Die Rückkehr der Lebenden Toten ist Eigentum von Hemdale Film Corporation und Fox Films, Ltd. Diese Geschichte wurde lediglich zu Unterhaltungszwecken geschrieben und kein Geld wird mit ihr gemacht. Archivieren nur mit Erlaubnis des Autors.



Frank und Freddy - Deadly Force



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* of the installation commander.                       *
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* and seizure.                                         *
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* It is unlawful to make any photograph, film, map,    *
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* of this area or its equipment at or flying over this *
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*         Use of deadly force authorized               *
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Kapitel 1 - Horch was kommt von drinnen raus!

Korporal Fred Murtaugh, den alle nur Freddy nannten, seufzte schwermütig. Es war mal wieder Operation Wildfire angesagt und sie hatten Order, jeden zu erschießen, der versuchte durch den Haupteingang der Cheyenne Mountain Basis zu entkommen. Ein Alarm wie dieser war nichts besonderes. In dem halben Jahr, in dem Freddy bereits hier Wache tat, hatte es diesen Alarm schon mehrere Male gegeben. Irgendwelche blöden Forscher da unten hatten anscheinend nichts besseres zu tun, als sich von einer Katastrophe in die nächste hineinzumanövrieren. Oder vielleicht waren Franks Geschichten ja auch wahr.

Frank (von seinen Vorgesetzten Sergeant Riggs genannt) war ein echtes Original. Er war schon ganze vier Jahre hier und hatte vorher irgendwo in Nellis Dienst getan. Wenn nur die Hälfte von seinen Geschichten stimmten, dann gab es weit mehr in dieser Welt als es sich die meisten Menschen träumen ließen. So wie die Geschichte von diesem "anderen Eingang" tief unten im Berg. Anscheinend hatte Frank seine ersten zwei Jahre hier damit verbracht, den "anderen Eingang" zu bewachen und sich dann an den Haupteingang versetzen lassen, weil ihm die Aufregung zuviel wurde.

"Is' wahrscheinlich wieder was passiert am anderen Eingang", murmelte Frank und veranlaßte Freddy damit, noch einmal laut zu seuftzen.

"Ham' wahrscheinlich wieder irgend so eine Seuche oder sowas reingelassen." Frank ließ nicht locker.

Freddy fühlte sich mit einem Mal unwohl in seiner Uniform: "Meinst du, die kriegen das in den Griff?"

Der ältere Soldat lächelte ihm aufmunternd zu: "Klar, Freddy, mein Junge! Keine Sorge. Is' doch nich' dein erster Alarm hier, oder? Sie wird's schon wieder in den Griff kriegen."

Sie. War klar, daß Frank auf sie zu sprechen kam. Der blonde Major Doktor. Frank schien sie für eine Art Göttin zu halten, die mit einem Fingerschnippen die ganze Welt retten konnte, wenn es nötig war. Daß sie nicht nur ein Produkt von Franks blühender Phantasie war, hatte Freddy herausgefunden, als er sie einmal von weitem gesehen hatte. Aber ob sie wirklich so brillant war, da war er sich nicht so sicher. Ob sie wohl wußte, daß sie hier oben einen so glühenden Verehrer hatte?

Freddy fiel auf, daß er seinem Vorgesetzten noch nicht geantwortet hatte: "Klar, Sarge, das wird sie."

"Hab ich dir schon erzählt, wie sie die Sache mit dem Schwarzen Loch gelöst hat?"

"Ja."

"Sie hat genau da oben gesessen", Frank zeigte ein Stück den Hang hinauf, "in einem Zelt, und hat eigenhändig ‚ne Lösung gefunden, um uns allen den Arsch zu retten."

"Ja."

Der alte Mann lächelte versonnen: "Sie mag keine Dognuts."

"Ja."

"Hörst du mir überhaupt zu, Junge? Du klingst so desinteressiert. Dabei geht's hier um Leben und Tod. Damals, als ich noch den anderen Eingang bewacht hab ..."

Freddy verkrampfte sich innerlich. Jetzt ging die alte Leier wieder los! Aber es half nichts - er war Frank ausgesetzt, solange dieser Alarm anhielt. Und es schien gerade erst loszugehen.

Da plötzlich bemerkte er eine Bewegung im Eingangsbereich. Jemand öffnete die gewaltigen Tore - von innen!

"Hey, Frank, was hat das zu bedeuten?"

Frank hielt mitten im Reden inne und blickte zu den Toren hinüber. "Hey, das dürfen die nicht!" stotterte er und riß sich sein Gewehr von der Schulter. "Wir haben doch einen Wildfire Alarm."

Auch Freddy war ratlos. Das war jetzt zwar schon der vierte Alarm dieser Art, aber bisher hatte nie jemand Anstalten unternommen, die Basis tatsächlich zu verlassen. Der Befehl war eindeutig. Jeder, der versuchte das Gelände zu verlassen, war zu erschießen und seine Überreste zu verbrennen!

Hoffentlich kam niemand.

Doch dieser fromme Wunsch ging leider nicht in Erfüllung. Eine Gestalt trat hinter den Toren hervor und Freddy konnte in der hellen Beleuchtung die Abzeichen eines Captains ausmachen. Auch das noch, ein Offizier!

"Sir, bitte bleiben sie sofort stehen!" rief Frank, ohne dabei die Nervösität völlig aus seiner Stimme verbannen zu können. Jetzt hatte auch Freddy sein Gewehr von der Schulter genommen und richtete es probeweise auf die näherkommende Gestalt.

Der Captain schien sie nicht gehört zu haben. Langsam, mit schlurfendem Schritt, hielt er auf sie zu. Er sah auch wirklich nicht gesund aus, ganz bleich und mit blutunterlaufenden Augen. Er sah aus wie jemand, der dringend ins Bett gehörte - wenn möglich gefesselt.

"Sir, ich muß sie bitten, auf der Stelle stehen zu bleiben!" rief Frank. Er klang jetzt etwas entschlossener und hob seine Waffe, um einen Schuß in die Luft abzugeben. Klick!

"Verdammt!" Frank begann an seinem Gewehr herumzufummeln, während Freddy nervös zu dem Captain hinüberschaute. Der schien von plötzlicher Vitalität erfüllt zu sein und begann in einen Dauerlauf zu verfallen. Genau auf ihre Position zu!

Nervös zupfte Freddy an Franks Ärmel, der immer noch mit der Fehlfunktion seiner Waffe beschäftigt war. Frank sah auf und bekam große Augen, als er den Kranken immer näher auf sie zukommen sah: "Schieß, Junge! Schieß!"

Freddy richtete sein Gewehr aus und schoß. Eine ganze Salve bohrte sich in den Captain. Blut spritzte in alle Richtungen davon und der Offizier wurde wie eine Puppe zu Boden gerissen.

"Halt. Stehenbleiben oder ich schieße", fügte Freddy unnötigerweise hinzu. Er zitterte am ganzen Leib. Das war der erste Mensch, den er erschossen hatte. Und es war auch noch einer von der eigenen Seite!

Und noch schlimmer: Er hatte ihn nicht wirklich erschossen! Der Kerl erhob sich wieder und kam weiter auf sie zugewankt! Das war doch nicht möglich! Wenn er genau hinsah, konnte Freddy durch die gewaltigen Löcher im Brustkorb des Leichnams den Boden dahinter erkennen. Er mußte tot sein. Mausetot.

Freddys Kehle war plötzlich sehr sehr trocken: "Frank. Tu doch was, Frank!"

Und Frank tat auch was. Er gab einen Schuß ab. Und noch einen. Aber dieser Captain, dieser belebte Leichnam, der ließ sich einfach nicht mehr aufhalten. Und ehe sie sich's versehen hatten, war er bei ihnen und fiel sie an. Seine linke Klaue fuhr durch Freddys Gesicht und stürzte ihn in eine kurze Dunkelheit, nach der er sich auf dem Boden liegend wiederfand. Mühsam richtete er sich wieder auf und konnte fühlen, wie ihm Blut ins Auge lief. Er sah gerade noch wie Frank hektisch davonkroch und mit dem linken Fuß nach dem Ding trat, das sich in seinem rechten Fuß verbissen hatte.

Endlich schaltet sich der militärische Drill ein, dem man Freddy unterzogen hatte, bevor er die Erlaubnis erhielt, an einem so wichtigen Ort wie diesem Wache zu tun. Er warf sich auf die Kreatur, die einmal ein Mensch gewesen war, und hieb solange mit dem Gewehrkolben auf sie ein, bis von ihrem Kopf nur noch eine blutige Masse übrig war. Erstaunlich genug, aber das Wesen bewegte sich auch danach noch - zwar unartikuliert, dafür aber voller Kraft.

Frank hielt sich mit schmerzverzehrtem Gesicht den zerbissenen Fuß.

"Alles okay, Frank?"

"Ob alles okay ist, du Blödmann? Ich bin gerade von ‚nem leibhaftigen Captain in den Fuß gebissen worden. Nachdem der an die dreißig Kugeln geschluckt hat! Würdest du dich da gut fühlen, Junge?"

Das Funkgerät erwachte zum Leben: "Hallo? Sergeant Riggs? Korporal Murthaugh? Was ist da vorne bei Ihnen los?"

Freddy wollte gerade anworten, da riß ihm Frank das Gerät aus der Hand und sprach mit ruhiger, sachlicher Stimme: "Hier ist alles klar. Alles bestens!"

"Sind sie sicher, Sergeant? Wir haben Schüsse gehört."

"Ja. Eine Fehlfunktion. Nichts als eine Fehlfunktion. Alles wieder unter Kontrolle."

"Sind sie sicher? Sollen wir nicht jemanden schicken?"

"Nein, nein. Alles bestens. Bis später!"

"Bis später. Ende."

Frank ließ das Funkgerät sinken. Seine Hand zitterte und sein Gesicht war mit Schweiß bedeckt.

"Was zur Hölle sollte das?" fragte Freddy.

"Hey, hey, Junge! Wir wollen doch nicht den nötigen Respekt verlieren, wie? Du reißt dich besser zusammen, wenn du an diesem Job hängst."

"An diesem Job hängen???" fragte Freddy entgeistert und deutete dabei auf den ‚Toten', der sich immer noch mühsam bewegte. "Wie kommst du auf die Idee, ich könnte an diesem Job hängen?"

Frank stand auf und versuchte vorsichtig, auf dem verletzten Fuß zu stehen. Dann wandte er sich verschwörerisch an Freddy: "Du möchtest wissen, warum ich dem Hauptquartier gemeldet habe, alles wäre in Ordnung, obwohl wir es hier ganz offensichtlich mit einem wahnsinnig gewordenen Zombie zu tun haben?"

"Ja", maulte Freddy, "so in etwa."

"Kennst du den Film ‚Die Rückkehr der Lebenden Toten'?"

"Ich ... ich weiß nicht. Glaub schon."

"Da laufen auch diese Zombies ‚rum, weil irgend jemand aus Versehen einen Stahlbehälter mit den Überresten eines mißlungenen Militärexperiments aufmacht."

"Und was hat das mit uns zu tun?"

"Bist du blind, Junge? Schau dir doch mal den Kerl da an! Glaubst du das ist normal, daß ein Mensch weiterlebt, wenn er keinen Kopf mehr hat?"

Freddy mußte schlucken: "Und du meinst, die da unten ..."

"... haben irgendwie diese Seuche ausgelöst. Diese Zombieseuche."

"Brrr." Freddy lief es eiskalt die Schulter hinab. "Und was haben die Leute im Film gemacht, um die Zombies aufzuhalten?"

"Nichts", antwortete Frank verzweifelt.

"Nichts? Was soll das heißen?"

"Die fanden keine Lösung für das Problem. Und dann haben sie das Militär angerufen. Und die haben einfach eine dicke Atombombe drauf geworfen und alles in die Luft gesprengt. Aber dadurch wurde es nur noch schlimmer!"

"Kein Happy End?"

"Kein Happy End, Junge."

"Und du meinst, wenn wir das dem Hauptquartier melden ..."

"Nu mal sachte, Junge", wandte Frank beschwichtigend ein. "Die werden sicher erst mal was anderes versuchen. Das ist nicht das wirkliche Problem."

"Was ist dann das Problem?"

"Wir sind das Problem!"

"Wir?"

"Natürlich! Denk doch mal nach! Wir sind beide von dem Zombie verletzt worden. Wahrscheinlich breitet sich das Virus jetzt gerade in unserem Körper aus!"

"Und macht uns auch zu Zombies?"

Frank nickte stumm.

"Worauf warten wir dann noch?" sagte Freddy und wollte in Richtung Hauptquartier loseilen, aber Frank hielt ihn zurück.

"Halt, Junge, falsche Richtung."

"Wie meinst du das? Wir müssen sofort zu einem Arzt. Um so schneller um so besser!"

"Richtig, aber die da hinten können uns ohnehin nicht helfen. Wenn wir uns denen in die Hände begeben, sind wir schon so gut wie tot. Und die wahrscheinlich auch. Nein, nein, nein", er deutete in Richtung der immer noch offenstehenden Tore. "Das ist die richtige Richtung. Da drin gibt es vielleicht Leute, die gerade dabei sind, die Sache in den Griff zu bekommen. Denen müssen wir helfen."

Und während sie langsam und vorsichtig auf die Tore der Cheyenne Mountain Basis zuhielten, wußte Freddy schon, was Frank als nächstes sagen würde: "Der blonde Major Doktor wird schon einen Weg finden!"



Kapitel 2 - Durch die Pforten der Hölle

Der Eingangsbereich der Mountais Basis war still - verdächtig still. Nur das Plätschern von Wasser, das von irgendwo an ihre Ohren drang, war zu vernehmen. Die Notbeleuchtung an den Wänden reichte kaum aus, um die Gänge zu erleuchten und ließ große Inseln völliger Finsternis zurück, in denen Gott-weiß-was lauern mochte. Immer wieder richteten die beiden Soldaten die an ihren Gewehren befestigten Lampen gerade in diese Winkel, und jedesmal stießen sie einen Seufzer der Erleichterung aus, wenn sie sich als leer erwiesen. Sie begegneten niemanden - keiner Menschenseele.

Die Geisteratmosphäre zerrte gewaltig an Freddys Nerven, aber er wagte Frank nicht darauf anzusprechen, da ihm wohl bewußt war, daß sein Sergeant unter genau den selben Eindrücken litt. Und was sie jetzt am wenigsten gebrauchen konnten war ein zorniges Wortgefecht. Es war genau so wie in den First Person-Shootern, die er in seiner Freizeit so gerne spielte. Nur fehlte hier etwas ganz wichtiges - der Escape-Knopf.

Frank quälten in der Tat ganz ähnliche Probleme. Bei ihm drehten sie sich vor allem um seinen hervorragend ausgeprägten Gefahreninstikt. Fred war sehr stolz auf diesen Instinkt, der ihm und anderen schon so manches Mal das Leben gerettet hatte. Aber hier und jetzt war er völlig nutzlos - seitdem sie die Basis betreten hatten, klingelte er ununterbrochen Alarm und ließ sich auch nicht so ohne weiteres ausschalten.

"Wo sind wir?" fragte Freddy.

"Gang 43A, Empfangsbereich." Frank lief beim Gedanken an ein Empfangskomitee ein kalter Schauer den Rücken hinab. "Wir müßten gleich bei den Fahrstühlen ‚rauskommen."

Vor ihnen lag etwas im Gang, daß verdächtig nach einem Menschen aussah. Vorsichtig näherten sie sich ihm. Es war tatsächlich ein Mensch, ein Sergeant. Und er war offensichtlich tot.

"Unvorstellbar, wieviel Blut ein Mensch verlieren kann", flüsterte Freddy ehrfurchtsvoll.

"Er hat etwas an die Wand geschrieben, mit seinem eigenen Blut", erwiderte Frank und deutete mit der Lampe auf die Stelle. Die beiden Männer erstarrten. Dort stand geschrieben:

GEFAHR!

Diese Zombies haben es uns
ganz schön besorgt. Sie kamen
von allen Seiten und haben
uns in Stücke gerissen.

Bitte erzählt meiner Frau nichts
davon. Sie würde sich nur
unnötig Sorgen machen.

Gez. Sergeant Charles Bork

"Das kann doch wohl nicht wahr ..." begann Frank, da packte ihn der Tote am verletzten Fußgelenk und ließ ihn laut aufschreien. Gleichzeitig stürmten plötzlich von allen Seiten weitere Zombies auf sie zu.

"Hinterhalt!" brüllte Freddy und drückte seinen Abzug durch. Die Salve schnitt wie eine Sense durch die heranstürmenden Kadaver und warf sie zu Boden. Einige von ihnen erhoben sich jedoch sofort darauf wieder und setzten ihren Angriff fort.

Auch Frank blieb nicht untätig. Er rammte seinen Gewehrkolben auf das Handgelenk, daß seinen Knöchel im eisenharten Griff hielt und zerschmetterte es. Danach drehte er seine Waffe herum und gab einen Feuerstoß auf den Kopf des Zombies ab.

"Wir müssen hier weg! In diese Richtung! Zu den Fahrstühlen!"

Während Freddy ein neues Magazin einlegte, mähte Frank die Zombies, die sich gerade wieder erhoben hatten, erneut nieder, und eiligen Schrittes setzten sie über diese hinweg. Sie kamen nur langsam voran, weil sich ihnen immer wieder einzelne Zombies in den Weg stellten. Trotzdem mußten sie sich beeilen, denn die Meute, die hinter ihnen her war, wurde zusehends größer.

Die beiden Soldaten verloren kein weiteres unnötiges Wort, sondern gingen ihrem blutigen Handwerk mit eiserner Verbissenheit nach. Während der eine nachlud, hielt der andere die angreifenden Zombies in Schach. Als sie schließlich bei den Fahrstühlen angelangt waren, legte Frank gerade sein letztes Magazin ein: "Wieviel Schuß hast du noch, Junge?"

"Noch zehn Schuß in diesem Magazin. Danach nur noch die Pistole." Sie wußten beide, was das bedeutete. Mit den Pistolen würden sie die Untoten kaum aufhalten können.

Frank hämmerte eilig auf die Knöpfe der Fahrstuhltüren ein, und eine davon öffnete sich auch prompt. Sie traten ein und warteten nervös auf das automatische Schließen der Türen. Die Zombies kamen näher und näher, und nur eine letzte Salve aus Freddys Gewehr konnte sie zurückhalten. Die Türen schlossen sich und Frank hämmerte auf den Knopf für die unterste Etage.

Der Fahrstuhl rührte sich nicht.

"Was ist los, Sarge?"

"Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht." Ungeduldig hämmerte Frank auf der Fahrstuhl-Tastatur herum - ohne Erfolg.

"Die Türen gehen gleich wieder auf!"

"Ich weiß, ich weiß!" Frank stellte seine nutzloseTätigkeit ein und sah sich ratlos um. "Ich hab's!" Er deutete auf die Wartungsluke in der Decke.

"Ist das ... weise?"

"Es ist unsere einzige Chance. Hilf mir mal hoch!"

Der Korporal stemmte seinen etwas fülligeren Sergeant nach oben und dieser öffnete die Wartungsluke. Als nächstes zog er sich hoch und kletterte durch die Luke in die Schwärze des Fahrstuhlschachtes. Sein Gefahreninstinkt klingelte immer noch wie verrückt, aber diesmal war es wohl eher die Anwesenheit eines über 50 Meter tiefen Abgrunds um ihn herum als die Anwesenheit menschenfressender Zombies. Es war ihm einerlei. Er beugte sich zu Freddy hinunter und streckte die Hand aus: "Beeilung, Junge. Wir haben nicht mehr viel Zeit!"

Wie auf das Stichwort hin öffneten sich die Fahrstuhltüren und nach einer Schrecksekunde wankten die draußen stehenden Zombies gierig auf den Korporal zu. Angst verleiht gewöhnlich Flügel, und auch diesmal bewahrheitete sich dieses Sprichwort, denn in weniger als einer Sekunde war Freddy durch die Wartungsluke entschwunden und Frank schlug sie mit einem lauten Knall zu.

Scheißüberströmt lagen die beiden Männer für einen Moment auf dem Dach des Fahrstuhls und schnappten nach Luft.

"Was machen wir jetzt?"

"Wir müssen klettern." Frank zeigte auf die Metallsprossen an der Wand des Fahrstuhlschachtes.

"Das ist der nackte Wahnsinn."

"Noch sind wir am Leben, Junge. Also keine Panik. Panik tötet."

"Meinst du, wir schaffen es bis zum Happy End?"

"Wie meinst du das?"

"Ich fühle mich seltsam, Sarge."

"Nicht ungewöhnlich in dieser Situation, oder?"

"Das meine ich nicht."

"Was dann?"

"Mein Körper. Ich fühle mich ... kalt. Steif."

"Du also auch."

Stille machte sich breit.

"Vielleicht sind wir gar nicht mehr am Leben. Vielleicht sind wir bald wie ... wie die."

"Das ist doch Unsinn! Jetzt reiß dich mal zusammen! Wir schaffen das schon." Mit diesen Worten richtete sich Frank auf und griff nach den Metallsprossen. Er schluckte, als er in den schwarzen Abgrund unter sich blickte: "So tot kann ich gar nicht sein, wenn mir das hier noch Angst macht. Wird ein langer Weg."



Kapitel 3 - Verflucht in alle Ewigkeit

Nach einer halben Ewigkeit erreichten sie endlich den untersten Abschnitt des Fahrstuhlschachtes.

"In welcher Etage sind wir jetzt?", fragte Freddy.

"Sechzehntes Kellergeschoß."

"Wußte garnicht, wie groß die Basis ist."

Frank mußte grinsen: "Und wir sind noch lange nicht da, wo wir eigentlich hinwollen. Wir müssen in einen anderen Fahrstuhl umsteigen."

Freddy stöhnte leise auf. "Was denn, noch tiefer?"

Der Sergeant nickte: "Ja, Junge. So ab dem Zwanzigsten abwärts müßten wir auf Leute treffen, die uns helfen können."

"Vorausgesetzt sie sind noch am Leben."

"Ich hoffe es. Es ist unsere einzige Chance."

Ratlos blickte Freddy auf sein leeres Gewehr hinab: "Ist eigentlich ein unnötiger Balast."

"Nicht doch! Wir werden unterwegs ein paar Magazine aufsammeln. Vielleicht finden wir auch eine Waffenkammer." Frank öffnete sein Halfter und gab Freddy seine Pistole. "Mit zwei Pistolen solltest du erstmal genug Feuerkraft zur Verfügung haben."

"In Ordnung", sagte Freddy, während er sein Gewehr schulterte und die beiden Pistolen entsicherte, "du bist der Boß."

"So ist es", nickte Frank mit einem Grinsen. Er ging zur Tür, die in den Wartungsraum des sechzehnten Kellergeschosses führte. "Auf drei! Eins ... zwei ... dr ..."

"Halt, warte! Meinst du auf drei und dann los oder mit der Drei sofort los?"

"Ich hab keine Zeit für diesen Unsinn!", erwiderte Frank und öffnete kurzerhand die Tür. Im Wartungsraum dahinter wurden sie sofort von einer Handvoll Gestalten in Empfang genommen - Zombies. Das Knattern des Sturmgewehrs mischte sich mit dem hellen Klang der Pistolen, und ein paar Augenblicke später lagen die lebenden Toten zuckend am Boden. Frank hielt bei einem der Zombies an und nahm sich zwei Magazine aus dessen Kampfweste, während Freddy zur nächsten Tür lief und vorsichtig hinauslugte.

"Zwei Stück. Sie kommen auf die Tür zu."

Frank nickte und rammte ein neues Magazin in sein Gewehr: "Auf geht's!"

Sie stießen die Tür auf und mähten die beiden Zombies mit einem Feuerstoß nieder.

"Wenn das so weiter geht, bezweifel ich ernsthaft, hier noch auf lebendes Personal zu stoßen!", kommentierte Freddy ihre Situation, während sie über ein Trepenhaus in die höher liegende Etage liefen. "Weißt du überhaupt, wo wir hinwollen, Sarge?"

"Klar", beruhigte ihn Frank, "Nur von dieser Etage aus kommen wir in die Aufzüge, die unter das neunzehnte Kellergeschoß führen."

Wieder stellten sich ihnen einige Gestalten in den Weg, anhand ihrer Bewegungen und ihres Aussehens erkannten die beiden Soldaten allerdings sofort, daß sie es mit Lebenden zu tun hatten. "Nicht schießen!" rief Frank und Freddy, der sich schon fast zu sehr daran gewöhnt hatte, auf alles zu feuern, was sich bewegte, konnte sich gerade noch zurückhalten. Den Leute, die sich auf der anderen Seite des Gangs verschanzt hatten, schien es ebenso zu gehen.

Nach einigen Sekunden des Zögerns hörten sie von der anderen Seite die Stimme eines älteren Soldaten: "Identifizieren Sie sich!"

"Sergeant Riggs und Korporal Murtaugh, 3. Wachbatallion, Beta-Kompanie."

"3. Batallion? Was habt ihr hier unten verloren?"

"Wir ... äh ... wurden geschickt, um der ... äh ... Zombieseuche auf den Grund zu gehen."

"Zombieseuche? Ihr meint die Verfluchten?"

"Verfluchte? Keine Ahnung. Ich spreche von den Typen, die wieder aufstehen, nachdem man sie durchlöchert hat, und die die ganze Basis verwüsten."

"Gut. Dann reden wir von der selben Sache."

Freddy zupfte Frank an seinem Ärmel und deutete in den Gang hinter ihnen. Von dort kamen einige formlose Gestalten angewankt.

"Es interessiert mich nicht, ob wir hier unten sein dürfen oder nicht. Wir haben ein paar von den verfluchten Zombies im Nacken und nicht mehr viel Munition. Deshalb kommen wir jetzt zu euch rüber." Er gab Freddy ein Zeichen und die beiden liefen den Gang hinunter. Die Zombies bemerkten sie und setzten ihnen schlurfend nach. Auf Höhe ihrer neuen Verbündeten angelangt, wandten sich Frank und Freddy um und eröffneten das Feuer auf ihre Verfolger. Ihre Verbündeten schlossen sich ihnen an, und nach einem wenige Sekunden andauernden Feuerwerk lagen fünf Zombies zuckend am Boden. Sofort liefen einige der Soldaten mit Kanistern bewaffnet auf die Untoten zu und übergossen diese mit Benzin. Der Anführer wandte sich Frank und Freddy zu und stellte sich vor: "Captain Benson, 1. Wach-Battalion." Sofort standen die beiden Soldaten stramm und salutierten. Der Captain erwiderte den Gruß mit der typischen Lässigkeit eines Offiziers, der zu viele Kämpfe und zu wenig Schlaf hinter sich hatte. Frank kannte das Phänomen und schrieb es darauf zurück, daß auch Offiziere letztlich nur Menschen waren. Wenn sie nicht gerade als Zombies herumliefen.

"Sir, darf ich fragen was hier los ist."

"Sie dürfen, Sergeant. Später. Jetzt tun wir erst einmal, was getan werden muß." Die anderen Soldaten hatten inzwischen alle Zombies mit Benzin übergossen und wichen zu ihrer Position zurück. Der Captain hob seine Waffe - einen Flammenwerfer - und richtete ihn auf die sich schwerfällig wieder erhebenden Untoten. Ein Flammenstrahl brach aus der Waffe hervor und verwandelte sie in lebendige Fackeln. Während die brennenden Gestalten unter entsetzlichen Schreien zu Asche verbrannten und den Gang mit dem Geruch verbranntem Fleisches erfüllten, stelle Captain Benson das Feuer ein und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. "Es ist eine grauenhafte Sache. Aber auch die einzige Möglichkeit, die Verfluchten ein für alle Mal auszuschalten."

"Es gibt keine Möglichkeit einer Heilung?", fragte Freddy nervös und erntete dafür einen bösen Blick von Frank.

"Keine", erwiderte der Captain knapp. "Und nun zu Ihnen. Ich denke wir haben eine Wildfire-Situation. Also wie sind Sie in die Basis gelangt? Und was genau ist Ihr Auftrag?"

"Wir waren schon in der Festung, als die Quarantäne ausgelöst wurde", log Frank. "Wir schienen die einzigen Überlebenden dort oben zu sein und machten uns auf die Suche nach der Ursache."

"Verstehe. Nun, wir ziehen uns erst einmal zurück. Sie kommen am besten mit uns, wir brauchen hier jeden Mann." Es klang nicht nach einer Bitte.

"Ist das klug, die Zombies zu verbrennen?", fragte Freddy, während sie in den Fahrstuhl traten.

"Wie meinen Sie das?", erwiderte Benson.

"Haben Sie den Film ‚Die Rückkehr der Lebenden Toten' gesehen?"

"Nein. Sicher nicht", antwortete der Captain und Frank rollte mit den Augen. Der Fahrstuhl begann sich in Bewegung zu setzen.

Freddy ließ nicht locker: "In dem Film werden die Zombies auch verbrannt ..."

"Können wir uns bitte auf eine Bezeichnung einigen?", unterbrach Benson. Auch diesmal klang es nicht nach einer Bitte. "WIr verwenden die Bezeichung ‚Verfluchte'."

"Jawohl, Sir. Also in dem Film werden die verbrannt und der Rauch dringt in andere Tote und die erheben sich dann ebenfalls als Z... Verfluchte."

"Darüber weiß ich nichts. Aber solange ohnehin jeder zu einem Verfluchten wird, der von einem anderen Verfluchten umgebracht wird, macht es auch keinen Unterschied."

"Oh, verstehe. Da haben Sie natürlich recht, Sir."

"Wo fahren wir eigentlich hin, Sir?" unterbrach Frank.

"Nach unten. Wir haben in Ebene 24 ein provisorisches Hauptquartier errichtet. Die Ebenen 17 bis 27 befinden sich unter unserer Kontrolle. Alles darüber oder darunter wird von den Verfluchten kontrolliert. Aber wir merzen sie allmählich aus."

"Wie ist es überhaupt zu dieser Seuche gekommen, SIr?" wollte Freddy wissen.

Die Miene des Captains verfinsterte sich. "Wir haben keine Ahnung. Wir vermuten allerdings ...", er hielt kurz inne. "Als Mitglieder des Wachbatallions sind Sie beide für die höchste Geheimhaltungsstufe eingetragen. Dennoch muß ich Sie nochmals darauf aufmerksam machen, daß Sie über alles, was Sie hier unten sehen, Stillschweigen zu bewahren haben." Die beiden Soldaten nickten, und der Captain fuhr fort: "Wir vermuten, daß die Seuche durch eines der Teams übertragen wurde, die durch das Stargate zurückkamen. Das wird Ihnen sicher nichts sagen ..."

"Es sagt mir etwas. Ich habe es zwei Jahre lang bewacht", erwiderte Frank.

"Oh." Der Captain fuhr fort: "Jedenfalls sind alle Mitglieder dieses Teams gestorben, bevor wir einen vernünftigen Report erhalten konnten. SG-1 ist zu den Koordinaten aufgebrochen. Das war vor über 24 Stunden. In der Zwischenzeit ist die Seuche außer Kontrolle geraten und Colonel Bright war gezwungen, die Quarantäne auszurufen."

"General Hammond?"

"Der General ist verschollen. Wir befürchten, daß sie ihn erwischt haben."

Die Fahrstuhltüren öffneten sich und sie traten hinaus in den Gang. Hier herrschte im düsteren Licht der Notbeleuchtung hektische Aktivitäten. Soldaten liefen hin und her, gaben Ausrüstung und Muniton aus und kümmerten sich um die Zurückgekehrten. Captain Benson führte sie direkt in die Krankenstation, in der einige Strahler aufstellt waren, die helles Licht verbreiteten. Eine Frau in einem Arztkittel kam auf sie zu und nahm sie in Empfang. Sie machte einen müden und abgespannten Eindruck. "Ist schon okay, Benson, ich kümmere mich um die beiden."

"Dr. Fraiser", sagte Frank.

Sie sah ihn nachdenklich an und schnippte schließlich mit den Fingern: "Sergeant Riggs. Ist eine Weile her. Ich dachte, die Aufregung hier unten wäre Ihnen zuviel geworden?"

Frank seufzte nur und der Doktor mußte lächeln. Sie deutete auf einen der Behandlungstische und wandte sich dabei an Freddy: "Und Sie sind?"

"Korporal Murtaugh, 3. Wachbatallion, Beta-Kompanie."

"Er ist sehr gut erzogen", erwiderte sie zu Frank gewandt und begann mit der Untersuchung. "Wie fühlen Sie sich, Sergeant?"

"Nicht so gut, um ehrlich zu sein."

"Sie sehen übel aus. Haben Sie sich mal im Spiegel angeschaut?"

"Schon seit Jahren nicht mehr." Frank stöhnte leise auf, als sie die eiternde Bißwunde an seinem Fußgelenk betastete. Danach tastete sie mit dem Stethoskop seine Brust ab und runzelte die Stirn. "Ja hol mich doch ..." Sie holte ein zweites Stethoskop hervor und versuchte es noch einmal. Dann trat sie einen Schritt von dem älteren Soldaten zurück: "Sind sie im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte?"

"Ich denke schon. Was ist los, Doktor?"

"Sie sollten schon einmal ihre nächsten Verwandten verständigen. Denn - technisch gesehen - sind Sie tot."

Frank starrte sie eine ganze Weile nur an. Langsam, fast widerwillig, sagte er: "Und warum wanke ich dann nicht als Z ... Verfluchter durch die Gegend?"

"Ich habe keine Ahnung." Dr. Fraiser winkte eine der Wachen herbei. "Ich muß Sie jedoch bitten, keine unachtsame Handlung durchzuführen, wenn Sie nicht auf der Stelle erschossen werden wollen."

Gehorsam setzte sich Frank auf eine Bank an der Wand und wartete, während der Doktor Freddy untersuchte - und zu dem selben Ergebnis kam.



Kapitel 4 - Ins Herz der Finsternis

"Und Sie sind sich sicher, daß die beiden keine Gefahr für uns darstellen?", fragte Colonel Bright.

"Was soll ich darauf antworten, Sir? Wir haben sie seit zwei Stunden ununterbrochen beobachtet, und obwohl sie alle körperlichen Sympthome der Seuche aufweisen, scheinen sie sich ansonsten weiterhin unter Kontrolle zu haben. Warum das so ist - da habe ich keine Ahnung."

Sie saßen alle im Besprechungszimmer, in das sie der Colonel bestellt hatte. Frank und Freddy saßen mit am Tisch, waren sich aber den entsicherten Waffen bewußt, die man auf sie gerichtet hielt. Freddy fühlte sich miserabel, aber er sagte nichts, aus Angst man könnte es mißverstehen. Unruhig schaute er vom Colonel zum Doktor und dann wieder zum Colonel. Auch Frank rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her, rührte sich ansonsten aber nicht, weil er keine Lust hatte, von Kugeln durchsiebt zu werden. Beide waren sich bewußt, daß hier über ihre weitere Existenz entschieden wurde.

"Konnten Sie das Virus inzwischen isolieren?"

"Negativ, Sir. Das Blutbild der beiden weißt allerdings einige Unterschiede zu dem der anderen Opfer auf. Die genauen Ergebnisse erwarte ich innerhalb der nächsten Stunde."

"In Ordnung. Ich schlage vor ..." Was der Colonel vorschlagen wollte, würde für immer ein Geheimnis bleiben, denn in diesem Moment ging der Alarm los. Gleich darauf kam ein Techniker in den Raum gestürmt: "Sir, das Stargate wurde aktiviert. Von unserer Seite aus."

"Verdammt!" Der Colonel war außer sich. "Das ist ein Verstoß gegen die Quarantäne. Unterbrechen Sie sofort die Energiezufuhr!"

"Das können wir nicht von hier aus, Sir. Jemand muß sich nach Ebene 28 begeben."

Wieder runzelte der Colonel die Stirn: "Verdammt, da treiben sich mit Abstand die meisten Verfluchten herum. Warum muß das ausgerechnet jetzt passieren, wo wir die Situation langsam unter Kontrolle zu bekommen scheinen?"

Aus einem seltsamen inneren Antrieb heraus erhob sich Frank. Sofort richteten sich alle Gewehre auf ihn. "Sir, ich melde mich freiwillig, um nach dem Rechten zu sehen!"

Der Colonel betrachtete Frank eine Weile nachdenklich. Dann nickte er: "In Ordnung, Sergeant. Ich werde Ihnen zehn unserer besten Leute mitgeben. Schalten Sie das Tor aus, verstanden?"

"Jawohl, Sir. Aber ich brauche nur einen Begleiter", Frank deutete auf Freddy, der ihn verstörrt anstarrte und sich fragte, was sein Vorgesetzter nun wieder vorhatte. "Zu zweit haben wir eine weitaus größere Chance, unbemerkt durchzukommen. Möglicherweise denken die Verfluchten sogar, wir gehören zu ihnen. Außerdem sind wir ohnehin schon tot - also kein großer Verlust, Sir."

"Hm." Colonel Bright warf Frank einen mißtrauischen Blick zu. "Und wer garantiert mir, daß Sie in Wirklichkeit auf unserer Seite stehen?"

"Sir?"

"Um der Wahrheit die Ehre zu geben, habe ich mich schon entschieden. Ich werde Sie beide dorthin schicken. Sie haben 15 Minuten, das Tor abzuschalten und die Kommandozentrale zu sichern. Sollten Sie bis dahin keinen Erfolg haben, werde ich einen Stoßtrupp hinterher schicken, der auf alles schießt, was keinen Herzschlag mehr aufweist und sich trotzdem bewegt. Habe ich mich klar genug ausgedrückt, Soldat?"

"Jawohl, Sir!"

***

Frank und Freddy waren mit genügend Munition und Handgranaten ausgerüstet worden, um eine ganze Kleinstadt auszurotten und traten durch die Aufzugtüren des achtundzwanzigsten Kellergeschosses. Die Luft roch muffig und die Notbeleuchtung reichte gerade aus, um ihren Weg erkennbar zu machen. In der Nähe lungerten einige Verfluchte herum, aber sie beachteten sie tatsächlich nicht. Freddy wußte nicht, ob er sich darüber freuen oder ärgern - oder einfach nur Angst haben sollte, so wie schon die ganze Zeit. Man hatte ihn erst für tot erklärt und dann auf eine Selbstmordmission geschickt - wie mies konnte dieser Tag noch werden?

Langsam gingen sie den Gang entlang - Frank schien sich hier gut auszukennen.

"Sarge?"

"Ja, Junge?"

"Warum sind wir hier unten?"

"Das hab ich dem Colonel doch gesagt. Hast du nicht zugehört?"

"Doch. Aber warum sind wir wirklich hier?"

"Vertraust du mir nicht, Junge?"

"Sarge!"

Frank grinste: "Du weißt es ganz genau."

"Der Major Doktor. Sie gehört doch zu SG-1, oder? Du willst ihr helfen?"

Sie erreichten eine Treppe, die nach oben in ein Zwischengeschoß führte.

"Allerdings!"

"Und was ist mit unserem Auftrag?"

"Du wirst ihn ohne mich erfüllen müssen."

"Das ist nicht dein Ernst, Sarge?"

"Leise jetzt!" flüsterte Frank. Sie hatten den oberen Treppenabsatz erreicht und betraten einen Raum voller Lichter, Monitore und Tastaturen - der Kontrollraum. Bis auf eine einsame Gestalt, die vor einem großen Panoramafenster stand, war der Raum leer. Durch das Fenster konnte man in einen großen Raum dahinter blicken, der in ein bläuliches Glühen getaucht war. Und in der Mitte des Raumes - das Stargate. Der andere Eingang. Freddy durchfuhr ein ehrfürchtiges Kribbeln bei diesem Anblick, bei dem er fast vergaß, daß er schon tot war.

Die Gestalt drehte sich herum und musterte sie nachdenklich.

"General Hammond!", entfuhr es Frank.

"Und sie sind?"

"Sergeant Riggs, Sir!", Frank saltutierte und Freddy tat es ihm nach. Dabei ertönte ein lautes Knirschen. Die beiden Soldaten blickten entsetzt auf ihre steifen Gliedmaßen hinab.

"Rigor Mortis", sagte der General, "Leichenstarre. Einer der Nachteile des Untoten-Daseins. Was führt sie zu mir?"

"General!" stieß Frank entsetzt hervor. Erst jetzt bemerkte er die bleiche Gesichtsfarbe des Offiziers. "Sie auch ..."

"Natürlich. Obwohl mir wie Ihnen die Ehre widerfahren ist, ein höherer Untoter zu werden. Als noch einmal: Was führt sie her, Soldat?"

"Sir! Wir haben den Auftrag, das Tor abzuschalten."

"Das kann ich leider nicht erlauben." Und damit warf sich der General auf sie.

Die beiden Soldaten reagierten automatisch. Bevor Hammond sie erreichen konnte, wurde er von Dutzenden Geschossen getroffen. Sein Brustkorb zuckte unter den zahlreichen Einschlägen auf, dann zerplatzte sein Kopf und der Leichnam fiel zuckend zu Boden. Bevor er sich wieder erheben konnte, hatte Freddy eine der schweren Rechenmaschinen aus ihrer Verankerung gerissen und auf ihn hinabfallen lassen - er staunte über seine eigene Kraft. Blitze zuckten. Immer noch rührten sich die Überreste des Generals, aber sie waren unter dem mehrere hundert Kilo schweren Gerät begraben.

Einer der Monitore erwachte zum Leben und zeigte das engelsgleiche Gesicht einer blonden Frau - der Major Doktor!

"General Hammond? Bitte kommen!"

Frank eilte zum Kommunikationspult: "Sergeant Riggs hier."

"Wo ist der General?"

"Er ist gerade verhindert. Was kann ich für sie tun?"

"Wie ist die Situation in der Basis?"

"Von Zombies überrannt. Die Überlebenden organisieren eine Verteidigung."

"Mit Erfolg?"

"Scheint so."

"In Ordnung. Schalten sie das Tor ab. Wir kommen zurück."

"Jawohl, M'am."

"Ende." Die Verbindung brach ab.

"Sie sah sehr blaß aus, Sarge", sagte Freddy, "wenn du verstehst was ich meine."

"Ich weiß." Der Sergeant hockte am Kontrollpult, hatte die Ellbogen aufgestützt und die Hände vors Gesicht gelegt.

"Alles in Ordnung?", fragte Freddy sanft und legte eine Hand auf Franks Schulter.

"Frag' mich morgen nochmal."

"Was machen wir jetzt?"

"Du wirst das Tor abschalten." Frank deutete auf eins der Kontrollpulte. "Und danach drückst du auf diesen Knopf hier. Und hältst die Stellung, bis Colonel Brights Leute da sind."

"Was ist das für ein Knopf?"

"Die Iris."

Freddy nickte. Der Sergeant hatte ihm von dem Verschlußmechanismus erzählt. "Und du?"

"Ich werde vorher durch das Tor gehen."

"Das ist Selbstmord, Sarge."

"Willst du mir widersprechen, Junge?"

Freddy zögerte. "Nein."

"Gut." Frank machte sich auf den Weg in den Stargate-Raum.

"Sergeant?"

Frank hielt kurz inne: "Ja, Korporal?"

"Viel Glück."



Kapitel 5 - Engel der Dunkelheit

Der blaue Sog griff nach Frank und zog ihn durch die Unendlichkeit. Er spürte, wie ihm der Boden unter den Füßen weggerissen wurde und fühlte sich gleich darauf von Milliarden eiskalter Staubpartikel durchbohrt. Es war wie Sterben, nur wunderschön. Er mußte es wissen, schließlich war er bereits tot. Er war gestorben und nun raste er durch einen Tunnel aus Licht in das nächste Leben, zu seiner Göttin des Todes, seinem strahlend schönen Engel der Dunkelheit.

Er trat durch die Oberfläche, wie ein Fisch die Wasseroberfläche durchdringt, um in ein Element überzuwechseln, das ihm feindlich gesonnen ist; voller Vertrauen in die Schwerkraft, ihn beizeiten in die sichere Geborgenheit zurückzuholen. Doch hier gab es keine Schwerkraft mehr, noch noch einen seltsamen Magnetismus, der seinen ganz eigenen, widernatürlichen Gesetzen gehorchte.

Eine Halle bot sich ihm dar, deren Wände kilometerhoch zur Decke anzusteigen schienen, durchbrochen nur von gewaltigen Fenstern aus blauem Glas, hinter denen sich eine tintige Schwärze abzeichnete, die nur dann und wann von einem gleißenden Blitz durchdrungen wurde. In einem dieser Blitze erblickte er ihre Gestalt am Fenster stehen. Einsam. Bleich. Gottesgleich. Langsam aber doch unaufhaltsam näherte er sich seinem Schicksal, während das bläuliche Schimmern des Sternentores hinter ihm erlosch.

Wie in einem Traum bewegte er sich auf sie zu, und sie wandte sich wissend lächelnd zu ihm um. In ihren Augen lag eine Kraft und Entschlossenheit, die er noch nie gesehen hatte. War sie Mensch?

Langsam trat sie an ihn heran, ganz nahe, und die Zeit kam knirrschend zum Stehen. Wolken rasten über die Zitadelle hinweg. Licht und Dunkelheit. Leben und Tod. Alles verschmolz miteinander und zog ihn in ihre Umarmung. "Begehrst du mich?" fragte sie, und wußte bereits die Antwort.

"Was ist mit den anderen?" Seine Stimme klang kratzig, unrein. Als ob seine Stimmbänder wüßten, daß kein Laut mehr aus dieser Kehle dringen dürfte.

"Tod. Vernichtet. Vergangen. Vorbei." Sie lächelte noch immer. Ein trauriges Lächeln, daß sich über alle Ungerechtigkeit, alles Leid des Universums hinwegsetzte. Das Lächeln einer explodierenden Supernova, die voller Kraft sich nicht bewußt ist, daß sie Vernichtung bringt und gleichzeitig neues Leben, Bewußtsein, Verstand verheißt. Das Lächeln einer Existenz, die sich über den Tod aller Dinge hinwegsetzt und wahrhaftig ewig währt. Frank war gefangen in diesem Lächeln und fühlte sich wie jemand, der nach langer Wanderschaft endlich nach Hause kommt.

Dann stieß sie ihn fauchend von sich. Von titanischen Kräften getrieben stürzte Frank zu Boden - und erkannten den Grund ihres Zorns.

"Freddy!"

Der Korporal stand dort in Begleitung zweier schwerbewaffneter SG-Teams. Seine Uniform war sauber und sein Gesicht zeigte kein Anzeichen untoter Blässe mehr. Trotzdem stand die Trauer in seinen Augen, als er sich dem am Boden liegenden Sergeant zuwandte: "Es tut mir leid, Sarge. Aber sie ist der Auslöser des Übels."

"Nein!" stieß Frank hervor, aber er wußte zugleich, daß Freddy recht hatte. Es war wie das Erwachen aus einem stundenlangen Alptraum, wenn sich die Fäden des Unrealen entwinden und die festen Formen der Realität Gestalt annehmen. Der Sturm aus feurigen Kugeln, der die Göttin der Finsternis einhüllte, wurde zu etwas sehr handfestem, und als es vorüber war, fühlte er Erleichterung, die einen Kern aus Traurigkeit umgab, den er fortan mit sich tragen sollte. Trauer um den blonden Major Doktor, der dem Engel der Dunkelheit erlegen war.

Mühsam richtete sich Frank auf. Freddy eilte herbei und stützte ihn.

"Was geschieht nun?"

"Wir haben ein Gegenmittel, Sarge."

"Wirklich?"

"Es tut höllisch weh, aber ich wollte es dir nicht vorenthalten."

"Danke."

"Gern geschehen."

"Nein, wirklich. Danke, daß du gekommen bist, um mich zu retten."

"Du sahst ganz glücklich aus mit ihr."

"Das war kein Glück. Das war ... etwas anderes." Frank lächelte wehmütig. "Schätze, wir haben überlebt. Keine Atombombe."

"Keine Atombombe. Aber auch kein Happy End."

"Happy Ends sind für Weicheier."