Titel: Steinring2 - Freunde
Autor: Christian
eMail: lonz@d.n-r-w.de
Kategorie: [D]rama
Spoiler: keiner
Staffel: 3. Staffel
Rating: PG 16 (etwas Gewalt)
Anmerkung: Teil 2 der Steinring-Reihe
Home: Stargate Atlantis Pandora
Inhalt: SG-1 stößt bei einer Routine-Mission auf unerwartete Schwierigkeiten. Aber die Rettung naht bereits ...



Steinring

Freunde



Major Samantha Carter verließ den Ereignishorizont des Stargates auf P3X298. Sie hatte die mehr als tausend Lichtjahre Entfernung zwischen der Erde und diesem Planeten in nur wenigen Sekunden überbrückt - für sie war das selbst nach all den Reisen der vergangenen Jahre immer wieder ein überwältigender Effekt. Es war, als würde man sämtliche Erkenntnisse der Physik von sich werfen, um sich einer Welt zu stellen, die jede Erwartung mühelos übertraf. Als würde man einen glücklichen Gedanken haben und vom Boden abheben, um zu fliegen! dachte sie bei sich.

"Was gibt es da zu grinsen, Carter?" fragte der Colonel mit leicht griesgrämigem Ausdruck in seiner Stimme. Er hatte heute mal wieder einen seiner gereizten Tage.

"Nichts, Sir!" erwiderte sie knapp und verbannte das Lächeln aus ihrem Gesicht. Suchend blickte sie sich um.

Sie standen in einer großen Halle, die aussah, als wäre sie direkt in den nackten Fels geschlagen worden. Teile der Halle wirkten sogar, als wären sie völlig in ihrer natürlichen Form belassen worden. "Wer immer das hier geschaffen hat, er hatte Geschmack."

"Oder er hatte einfach Angst, daß ihm diese Felsdinger auf den Kopf fallen, wenn er an ihnen herumsägt", erwiderte der Colonel trocken.

"Das sind Stalagtiten, Jack", warf Daniel ein.

"So? Und ich hätte schwören können, die Dinger heißen Stalagmiten."

"Stalagmiten sind Tropfsteingebilde, die von unten nach oben wachsen. Stalagtiten sind Tropfsteingebilde, die von oben nach unten wachsen!"

"Stalagmiten, Stalagtiten, Stalag-Wasauchimmer! Keine Ahnung wie man die Dinger unterscheiden soll."

"Nun, es gibt da eine einfache Eselsbrücke ..." Daniels Gesicht rötete sich.

"Und die lautet?"

"Nun ... äh ..." verlegen sah Daniel zu Sam hinüber. "Das erzähle ich Ihnen ein andernmal, in Ordnung?"

Teal'c, der bis jetzt überhaupt nichts gesagt hatte, rettete Daniel vor weiteren Peinlichkeiten: "Ich frage mich, wo das Leuchten herkommt."

"Welches Leuchten denn? Hier leuchtet doch gar nichts!"

"Das ist korrekt, Colonel O'Neill. Unsere Lampen sind aus und wir befinden uns in einer Höhle. Also warum ist es taghell hier drin?"

"Teal'c hat recht, Sir!" sagte Sam aufgeregt. "Diese Höhle ist taghell erleuchtet, obwohl ich keine Lichtquellen ausmachen kann." Sie griff in ihren Rucksack und zog ein Energiemeßgerät hervor, das sie mit Hilfe von Tok'ra-Bauplänen entwickelt hatte. Mit dem Meßgerät in der Hand strich sie prüfend über die Wände. "Keine meßbare Energiesignatur, aber ich messe eine hohe Hintergrundstrahlung im Gamma-Bereich. Hm ..."

Instinktiv begann sie auf ihrer Unterlippe zu kauen und legte ihre Stirn in tiefe Denkerfalten. Wie macht sie das nur, so klug zu sein und dabei auch noch so unverschämt gut auszusehen? dachte Jack fasziniert.

"Das ist nur eine Vermutung, aber dieses Stargate befindet sich in einer Nähe zum Kern der Milchstraße wie nie zuvor. Die Sterne stehen hier so dicht beieinander, daß die hohe Strahlung vermutlich keinerlei Leben ermöglicht. Das heißt, an der Oberfläche! Aber gesetzt der Fall, wir befinden uns gar nicht an der Oberfläche ..."

"... sondern tief im Planeteninnern", warf Daniel faziniert ein.

"Genau! Dann wären wir vor einem Großteil der Strahlung geschützt."

"Und wo kommt dann dieses Licht her?"

"Sir, Materie ist keineswegs so fest und undurchlässig wie sie erscheint. In Wirklichkeit ist sie aus Atomen zusammengesetzt - Protonen, die auf weiten Bahnen von Elektronen umkreist werden -, die wiederum relativ weit auseinanderstehende molekulare Ketten bilden ..."

"Bitte, Carter, ersparen Sie mir das und versuchen Sie die einfache Version."

"Sir, das IST die einfache Version!"

So sehr er ihr Lächeln mochte, so sehr nervte es ihn, schon wieder in die Falle getappt zu sein. Warum mußte ER eigentlich immer als der große Idiot dastehen, warum nicht zur Abwechslung einmal Teal'c? Oder Daniel?

"Also gut. Wir lassen uns also gerade durch mehrere hundert Tonnen Felsgestein die Sonne auf den Pelz brennen. Und stellt das eine Gefahr dar, Major?"

"Nein, Sir, nicht solange wir uns hier nur für ein paar Tage aufhalten."

"Na schön. Dann laßt uns einen kleinen Höhlenspaziergang machen."

***

Das Höhlensystem erstreckte sich über viele Kilometer, aber da sie auf einem gepflasterten Weg wanderten, hatten sie keine Angst, sich zu verirren. Außerdem hatten sie immer noch Carters Meßgerät, mit dem sie das Naquadah des Stargate orten konnten.

Auf ihrem Weg bestaunten sie viele faszinierende Höhlenformationen, trafen aber auf kein einziges lebendes Wesen. Um so überraschter waren sie, als sie plötzlich von einer großen Gruppe Bewaffneter eingekreist waren. Die Haut dieser Leute war von tiefschwarzer Farbe und auf ihrer Stirn trugen sie das Symbol eines Goa'uld. Dennoch schien es sich um Menschen zu handeln, denn ihre Oberkörper waren unbekleidet, und keiner von ihnen verfügte über eine Printa. Die meisten von ihnen waren mit Speeren bewaffnet, nur der Anführer trug eine Stabwaffe. Er wandte sich an Teal'c und sprach ihn in der Sprache der Goa'uld an: "Ich grüße dich, Fremder. Sind dies deine Sklaven?" Er deutete auf die anderen Mitglieder von SG-1.

Teal'c überlegte kurz und stimmte dann mit einem Nicken zu: "Das ist richtig. Mein Name ist Teal'c, wie lautet deiner?"

"Ich bin Rov'ass von den Kindern Selkets. Vernimm dies, Teal'c: Wenn du Carmoria besuchen willst, um dort Handel zu treiben, müssen deine Sklaven ihre Waffen abgeben, denn kein Sklave in Carmoria darf eine Waffe tragen. Dies sind doch Waffen, oder?" Mit diesen Worten machte er einen Schritt auf Colonel O'Neill zu, der reflexartig zurückwich und seine Waffe hochriß. Auch der Anführer richtete seine Stabwaffe nun auf den Colonel und machte sie schußbereit.

"Dieser hier ist sehr schlecht erzogen", wandte er sich erneut an Teal'c, "du solltest ihn öfters auspeitschen. Kein weißer Sklave darf sich den Worten eines Herrenmenschen widersetzen."

"Diese Sklaven sprechen unsere Sprache nicht, und ihre Sitten machen sie wild und aufrührerisch", erwiderte Teal'c. "Doch gehorchen sie mir aufs Wort."

Er wandte sich an seine Teamkameraden: "Bitte, ihr müßt eure Waffen abgeben, dann haben wir vielleicht Gelegenheit, diese Situation friedlich zu lösen."

"Und was ist mit dir, Teal'c?" fragte O'Neill mit einem Stirnrunzeln.

"Ich bin euer Sklavenmeister, Colonel O'Neill", antwortete Teal'c mit lauter Stimme, "und du machst jetzt besser ein unterwürfiges Gesicht, oder diese Strategie wird keinen Nutzen zeigen!"

O'Neill erfaßte die Situation blitzschnell. Einen Kampf und eine anschließende Flucht würde ihrem Team hohe Verluste abverlangen, die er nicht riskieren wollte. Außerdem würden sie P3X298 dann ersteinmal auf die Liste verfeindeter Planeten setzen müssen, woran er ebenfalls kein Interesse hatte. In dieser Situation war eine diplomatische Vorgehensweise sicher vorzuziehen - auch wenn es ihm fast körperliche Schmerzen bereitete, sich von seiner Waffe zu trennen. So hatten sie zumindestens Teal'c, um die Dinge ins Lot zu bringen. Er nickte den anderen unauffällig zu, und zusammen mit Carter und Daniel entledigte er sich seiner Waffen. Daniel - der in jeder Situation eine diplomatische Lösung vorzog - machte sogar einen ausgesprochen erleichterten Eindruck.

Rov'ass nickte zufrieden und eskortierte Teal'c und seine ‚Sklaven' nach Carmoria. Die unterirdische Stadt bot einen beeindruckenden Anblick. Sie war in einer gigantischen, hell erleuchteten Höhle angelegt, deren Deckenhöhe mindestens einen Kilometer betrug und deren Durchmesser sie auf mindestens zehn Kilometer schätzten. Mitten durch diese Höhle hindurch verlief ein breiter, unterirdischer Fluß, auf dem sie Boote und Lastkähne sehen konnten, und an dessen Ufer sich niedrige Büsche schmiegten. Im Zentrum der Höhle erhob sich die Stadt. Sie war eindeutig ägyptischen Baustils, und gruppierte sich um eine gewaltige Pyramide. Auf ihrem Weg zur Stadt passierten sie einen großen Steinbruch, in dem sicherlich an die tausend Sklaven ihren tristen Dienst versahen. Es fiel auf, daß die Haut aller Sklaven weiß und von der Strahlung übel zugerichtet war, während ihre Aufseher ausschließlich schwarze Hautfarbe besaßen. "Ein Trinium-Steinbruch", flüsterte Carter, der man ihr Meßgerät gelassen hatte, den anderen zu.

"Großartig", murmelte O'Neill, "bin gespannt, welchem Goa'uld wir vorgeführt werden."

Doch sie wurden keinem Goa'uld vorgeführt. Statt dessen brachte man sie zu den Sklavenquartieren, wo sie gemeinsam in eine Zelle geworfen wurden, während man Teal'c freundlich aufforderte, in der örtlichen Herberge Quartier zu beziehen. Der Jaffa nickte seinen Teamkameraden kurz zu und entfernte sich dann. Die Wache der Sklavenquartiere aktivierte ein Gerät an ihrem Handgelenk, und eine rötlich schimmernde Energiebarriere verschloß den Eingang zu ihrer Zelle.

"Irgendeine Idee, wo wir uns befinden?" fragte der Colonel.

Daniel Jackson zuckte nur mit den Schultern: "Die Bauweise stammt von den Goa'uld, und auch die Waffen und Ausrüstung der Bewohner deutet auf die Goa'uld hin. Leider habe ich keine Symbole oder ähnliches feststellen können, das eindeutig auf einen bestimmten Goa'uld-Herrscher hindeutet. Auch der Name der Stadt, Carmoria, sagt mir nichts. An einigen Stellen meinte ich das Symbol der Selket ausmachen zu können. Das ist eine altägyptische Totengottheit, die in der Liste der Goa'uld-Systemlords nicht erscheint. Vielleicht gehört sie zu den niederen Goa'uld, die nur einen einzelnen Planeten beherrschen."

"Sir, ich finde das faszinierend."

"Was finden Sie faszinierend, Major?"

"Dieses Energiefeld." Sam Carter trat näher an die Energiebarriere heran und untersuchte sie mit ihrem Meßgerät. "Die Energie, die nötig ist, um ein solches Feld aufrechtzuerhalten, ist - astronomisch, Sir."

"Und? Wie hilft uns das in dieser Situation weiter?"

"Garnicht, Sir. Ich meine nur, diese Leute hier verschwenden unglaubliche Energiemengen, um Sklaven einzusperren, die tagein tagaus nichts anderes tun, als mit primitiven Spitzhacken im Steinbruch zu arbeiten. Finden Sie das etwa nicht absurd?"

"Carter, wir stecken hier in Schwierigkeiten. Wirkliche, echte Schwierigkeiten. Also hören Sie auf mit diesem Unsinn und lassen Sie sich etwas einfallen, wie Sie uns hier herausbringen können!"

"Jawohl, Sir."

***

Zwei ganze Tage strichen völlig ereignislos vorüber. Die Wachen brachten ihnen Nahrung und Wasser und weigerten sich ansonsten, mit ihnen zu sprechen. Von Teal'c war nichts zu sehen und zu hören. Daß es auf (oder besser: in) diesem Planeten niemals richtig dunkel wurde, machte die Sache nicht gerade einfacher. Der Colonel begann allmählich unruhig zu werden und steckte die anderen damit an, indem er in der engen Zelle auf- und ablief.

"Jack, bei aller Freundschaft, setzen Sie sich hin, oder ich werde Sie eigenhändig niederschlagen!" verlangte Daniel lautstark und erntete nur einen bösen Blick des Colonel.

"Wir müssen hier raus."

"Ich wüßte nicht wie, Sir", sagte Major Carter deprimiert. "Wenn sie uns wenigstens im Steinbruch arbeiten ließen, könnten wir uns vielleicht einen vernünftigen Fluchtplan überlegen. Aber hier drin können wir überhaupt nichts machen. Wir bräuchten schon ein Wunder."

In dem Moment brach das Energiefeld in sich zusammen.

"Was war das?" fragte O'Neill.

"Das Energiefeld," flüsterte Sam, "es ist erloschen."

"Perfekt. Dann nichts wie raus hier", sagte Daniel und erhob sich.

"Moment noch!" sagte O'Neill und hielt den Doktor zurück. "Sind Sie sicher, Major?"

Erneut bemühte sie ihr Meßgerät: "Es ist erloschen."

"Dann los!" sagte O'Neill und gemeinsam verließen sie ihre Zelle. Der Gang, auf dem sie sich nun befanden, lag leer im Zwielicht der ‚Nacht'. Eilig hielten sie auf das nächste Treppenhaus zu und kamen dabei an mehreren anderen Zellen vorbei, deren Insaßen sich nicht von der Stelle rührten.

"Wir werden fliehen", begann Daniel ein Gespräch mit den Sklaven, "wenn ihr wollt, könnt ihr uns begleiten." Doch die Sklaven regten sich nicht und wandten nur furchtsam ihre Gesichter ab.

"Vergiß es, Daniel, diese Leute sind wahrscheinlich schon ihr Leben lang Sklaven. Die werden uns nirgendwohin folgen."

Doch so leicht ließ sich Daniel nicht von seinem Vorhaben abbringen. Er trat an einige Sklaven heran und zog an ihnen. Doch diese wehrten sich mit Händen und Füßen, aus den Zellen geschleift zu werden.

"Daniel, nun machen Sie schon!"

Enttäuscht ließ Daniel die Sklaven hinter sich und folgte seinen Freunden. Im Treppenhaus wären sie fast in einen Jugendlichen hineingestolpert, der die Treppe hinuntergehastet kam. Der Junge bremste gerade noch rechtzeitig ab und sah sie verwirrt an. Seine Kleidung war anders als die der Leute, denen sie bisher begegnet waren. Und als er den Mund öffnete und in einer fremdartigen Sprache zu sprechen begann, stieß Daniel einen Laut der Überraschung aus: "Das ist Deutsch! Ein sehr altertümlicher Dialekt, aber dennoch unverkennbar."

Daniel sprach kurz mit dem Jungen und übersetzte den anderen: "Er gehört zu einer Gruppe, die durch das Stargate hierher gelangt ist, und die gerade versucht, die Sklaven zu befreien. Dazu haben sie die Energiequelle der Sklavenquartiere kurzzeitig außer Gefecht gesetzt. Leider haben sich die Sklaven als völlig unkooperativ erwiesen. Wir scheinen die einzigen zu sein, die wirklich an einer Flucht interessiert sind."

"Wie auch immer", erwiderte der Colonel kurzangebunden, "wir müssen hier schleunigst raus!"

Sie folgten dem Jungen, der sich als Igor vorgestellt hatte, aus den Sklavenquartieren. Draußen versteckten sie sich in einem Buschwerk nahe beim Eingang des Gebäudes. Hier fanden sie zwei gefesselte und geknebelte Wachen vor. Carter und O'Neill bewaffneten sich mit den Speeren der Gefesselten.

Kurz darauf brach in dem Gebäude ein Tumult aus und ein schriller Alarm ertönte. Mehrere Personen kamen aus dem Eingang gehastet und hielten wild gestikulierend auf das Versteck zu. Es waren drei Männer und eine Frau. Zwei der Männer und die Frau waren ähnlich gekleidet wie der Junge, der dritte Mann war eindeutig ein Sklave. Der jüngste Mann rief Igor etwas zu und Igor deutete SG-1 in eine Richtung. "Das ist der Fluchweg!" übersetzte Daniel, und gemeinsam setzten sie sich in Bewegung.

"Was ist mit Teal'c?" fragte Sam, aber der Colonel riß sie einfach mit sich. "Um den kümmern wir uns später. Jetzt müssen wir erst einmal hier weg!"

Ihre Flucht gestaltete sich zu einem abenteuerlichen Katz- und Mausspiel, doch schließlich hatten sie den Rand der großen Höhle erreicht und hängten ihre Verfolger in dem weitläufigen Höhlensystem ab.

***

Sebastian von Freund war enttäuscht. Ihr Versuch, die Sklaven zu befreien, hatte sich als großer Fehlschlag erwiesen. In der Tat hatten sie nur einen einzigen Sklaven dazu überreden können, sein Quartier zu verlassen, und das wohl nur, weil er Angst vor Gundar hatte. Der Sklave schien in Gundar seinen neuen Herrn zu sehen, denn er wieselte unterwürfig um ihn herum - nicht gerade zur Freude des grobschlächtigen Söldners.

Der einzige Lichtblick waren die drei anderen Leute, die sie befreit hatten. Sie stammten von einem anderen Planeten und besaßen eindeutig überlegene Technologie. Einer von ihnen - er hatte sich als Daniel Jackson vorgestellt - sprach sogar Xalviarisch, die anderen unterhielten sich nur in einer Sprache, die den Grafen entfernt an die der Findalia erinnerte. In diesem Moment besprachen sie, wie sie ihren verschollenen Kameraden befreien sollten. Daniel diente als sprachliches Verbindungsglied zwischen den beiden Gruppen. Der Mann war ein Wissenschaftler und schien ebenso wie der Graf sehr an einem Austausch kultureller Informationen interessiert zu sein, aber die Befreiung des Vermißten ging selbstverständlich vor.

Carmen, Gundar und Igor zeigten nur mäßiges Interesse an dieser Unterhaltung, von der sie nur die Hälfte verstanden. Carmen und Igor unterhielten sich über die riesige Höhle mit den Tausenden von Symbolen, die sie ein paar Tage zuvor gefunden hatten, und welche Wunder dieser Planet wohl sonst noch bereithalten mochte. Gundar ärgerte sich derweilen mit ‚seinem' Sklaven herum und versuchte ihm gewaltsam abzugewöhnen, sich vor ihm in den Staub zu werfen. Somit hatte der Graf genug Gelegenheit, dem Gespräch der Fremden zu lauschen und jedes ihrer Worte in sich aufzunehmen.

***

Daniel war begeistert: "Der Graf von Freund und seine Gruppe stammen von einer Welt, die sie selbst Erde nennen. Das Land, aus dem sie kommen, heißt Xalviar. Anscheinend gibt es auf ihrem Planeten noch andere Länder. Das ist erstaunlich. Offensichtlich hat sich die Bevölkerung dort weit genug verstreut, um unterschiedliche Kulturkreise zu bilden. Erst vor kurzem wurde Xalviar von einer schweren Seuche heimgesucht, bei dem ein Großteil der Einwohner umgekommen ist. Trotzdem sollten wir einmal darüber nachdenken, diesen Planeten zu besuchen. Obwohl ihre technologische und kulture Entwicklung dem finsteren Mittelalter entspricht, scheint der Graf eine Ausnahme darzustellen. Er hat es ganz allein geschafft, den Sinn des Stargates UND seine Funktionsweise zu erfassen. Wir haben es hier mit einem wirklich hellen Kopf zu tun, der ..."

"Daniel," unterbrach Colonel O'Neill. "Teal'c ist irgendwo in dieser Stadt und braucht vielleicht unsere Hilfe. Also fragen Sie diesen hellen Kopf, ob er irgendetwas weiß."

Ein kurzer Wortwechsel zwischen Daniel und dem Grafen, danach wandte sich Daniel wieder den anderen zu: "Er sagt, er weiß nichts über Teal'c, aber er kennt einen Weg, unbemerkt in die Stadt zu gelangen."

"Dann heraus damit! Wir haben keine Zeit zu verlieren."

Ein erneuter Wortwechsel zwischen Daniel und dem Grafen. "Jack, er sagt, daß dieser Weg ihm und seiner Gruppe vorbehalten ist. Aber einer von uns kann sie beleiten, um Teal'c zu identifizieren."

"Das kommt überhaupt nicht in Frage! Das sind doch Zivilisten! "

"Äh, ich fürchte, er wird nicht von seiner Position abrücken."

"Wie? Warum das?"

"Äh, nun, weil er sich als der oberste Befehlshaber hier ansieht."

"Was???" O'Neill war fassungslos.

"Rein kulturell betrachtet hat er recht. Als Mitglied der Aristrokatie steht er natürlich über dem Militär", stellte Dr. Jackson nüchtern fest.

"... !?!"

"Sir, letzlich müssen wir uns den Bedingungen des Grafen beugen, wenn wir seine Möglichkeit nutzen wollen, unbemerkt in die Stadt zu gelangen." warf Sam ein.

"Was, Sie unterstützen diese Verschwörung auch noch? Von Ihnen hätte ich etwas mehr Loyalität erwartet, Carter."

"Sir, es ist einfach die vernüftigste Lösung."

"Sie hat recht," warf der Graf ein. Sein Akzent war grauenhaft, aber er sprach ihre Sprache. Sam, Jack und Daniel starrten ihn völlig verblüfft an, als käme er von einem anderen Planeten (was natürlich auch der Fall war).

"Äh, wie ...?" begann Daniel.

"Es gibt eine ähnliche Sprache wie die eure auf meinem Planeten. Ich mußte nur ein wenig zuhören, um die fehlenden Bruchstücke einzufügen."

"So allmählich verstehe ich, was mit ‚hellem Kopf' gemeint war", sagte Sam.

"Neidisch, Major?" grinste der Colonel.

"Ein wenig, Sir." sie lächelte zurück.

"Nun, mein lieber Graf von Freund", O'Neill machte eine ironisch unterwürfige Verbeugung, "wir sollten so bald wie möglich aufbrechen. Ich werde euch begleiten."

"Äh, Jack", wandte Daniel ein, "ich bin eigentlich der Meinung, es wäre klüger, wenn ich ..."

Jacks Blick brachte den jungen Wissenschaftler zum verstummen.

Graf Freund wandte sich an Carmen: "Rühr noch etwas Farbe an, wir haben einen Begleiter."

***

Colonel O'Neill fühlte sich erniedrigt wie selten zuvor. Er hatte eine Verkleidung der Wachen von Carmoria angelegt und sich den Oberkörper, die Arme und das Gesicht mit schwarzer Farbe bemalen lassen. Samantha Carter betrachtete in von allen Seiten und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken: "Perfekt, Colonel. Solange Sie den Mund nicht aufmachen, könnte man Sie wirklich für einen von denen halten. Und sie sind sogar bewaffnet." Sie drückte ihm einen Speer in die Hand.

Auch Carmen war mit ihrem Werk zufrieden. Die Ausbildung in allen Bereichen der Täuschung, die sie seit frühester Kindheit genossen hatte, machte sich wieder einmal bewährt. Leider verstand sie die Sprache nicht, in der sich dieser Mann und diese Frau unterhielten, aber es war eindeutig zu erkennen, daß diese beiden eine Menge füreinander übrig hatten. Die Frau machte wirklich einen sehr selbstbewußten Eindruck. Ob alle Frauen so sind, wo sie herkommmt? fragte sie sich, während sie sich ihre eigene Verkleidung einer carmorianischen Edelfrau anlegte. Der Graf war bereits fertig verkleidet - er würde wie beim letzten Mal die Rolle des sprechenden weißen Sklaven für seine stumme Herrin spielen. Zu dritt würden sie sich in die Stadt aufmachen und diesen Teal'c befreien.

Sie sah zu Gundar hinüber, dem es gar nicht zu gefallen schien, hier zurückzubleiben. Hätten sie ihn auch noch mitgenommen, wäre die Gefahr, daß ihre Tarnung auffliegt, noch größer gewesen. Immerhin bewahrte es ihn davor, sich ein weiteres Mal bemalen zu lassen. Dieser O'Neill schien sich sichtlich unwohl zu fühlen. Sie konnte nur hoffen, daß er sie nicht verriet.

***

Die Unternehmung erwies sich als weitaus weniger problematisch, als Jack angenommen hatte. Zwar litt er immer noch unter seiner Verkleidung und wünschte, er hätte Daniel seinen Willen gelassen, aber letztlich war er nicht der Mann, der anderen die Action überließ.

Sie wanderten inzwischen mitten durch die belebte Hauptstraße von Carmoria und schienen keinerlei Aufsehen zu erregen. Sie waren zu der Herberge gegangen und der Graf und Carmen hatten ihre ‚Sprechender Sklave der stummen Herrin'-Nummer abgezogen. Die beiden arbeiteten hervorragend zusammen und erinnerten ihn ein bißchen an Sam und Daniel - wie Bruder und Schwester. Der Inhaber der Herberge erinnerte sich an Teal'c und verwies sie an das Siechenhaus von Carmoria. Offensichtlich war der Jaffa an einer unbekannten Krankheit erkrankt.

Beim Siechenhaus stießen sie das erste Mal auf spührbare Probleme, als der Vorsteher sie nicht zu Teal'c vorlassen wollte. Da er kein Wort verstand, blieb Jack nichts anderes übrig, als stumm dabeizustehen und dem Grafen die Konversation zu überlassen. Er haßte es, die Kontrolle aus der Hand zu geben. Diese ‚Graf schlägt Colonel'-Nummer gefiel ihm ganz und garnicht. Aber schließlich ging es hier um seinen Freund Teal'c, also riß er sich zusammen.

Schließlich brach Carmen in Tränen aus (hatte sie keine Angst, ihre Farbe zu verwischen?) und schaffte es tatsächlich, den Vorsteher zu erweichen. Dieser wechselte noch ein paar ernste Worte mit dem Grafen (wahrscheinlich wegen der Ansteckungsgefahr), dann ließ er sie passieren.

Sie fanden Teal'c in einem abgegrenzten Raum wieder. Der Jaffa sah übel aus, seine Haut wächsern und sein Gesicht eingefallen. Er lag wie tot auf seinem Krankenbett und starrte mit blutunterlaufenen Augen zur Decke.

"Teal'c!" In Sekundenschnelle war der Colonel neben seinem Freund.

"Colonel O'Neill." Der Jaffa fand kaum die Kraft, seinen Kopf in Jacks Richtung zu drehen. Jack ergriff seine Hand und strich ihm behutsam über die schweißnasse Stirn. Er war kein Doktor, aber der Jaffa hatte definitv hohes Fieber.

"Du siehst seltsam aus, O'Neill."

Der Colonel verzog nur das Gesicht:"Das erklär ich dir später. Was ist mit Junior? Warum hilft er dir nicht?"

"Ich kenne die Ursache nicht, O'Neill, aber mein Symbiont scheint diese Umgebung nicht zu vertragen. Kein Goa'uld kann auf diesem Planeten überleben."

"Dann sollten wir dich schleunigst hier wegbringen. Bist du transportfähig?"

"Ich glaube schon, O'Neill." Der Jaffa erhob sich langsam und stieß dabei ein leises Stöhnen aus.

"Sachte, Teal'c. Du mußt das nicht ganz allein machen." Der Colonel half dem Jaffa auf die Beine und stützte ihn. Er hatte Teal'c selten so schwach erlebt, und das war nicht gut, denn er wog sicherlich seine 150 Kg.

Der Graf trat von der anderen Seite an Teal'c heran und stützte ihn ebenfalls: "Das wird kein leichtes Unterfangen."

"Wer ist das?" fragte Teal'c.

"Ein Freund", erwiderte O'Neill. "Er wird uns helfen."

***

Es war eine dumme Idee, aber sie mußten es einfach versuchen. Gemeinsam schleppten sie Teal'c aus dem Siechenhaus und die Straße entlang. Sie kamen nicht weit.

"Halt! Stehenbleiben!"

Sechs von den Stadtwachen hatten sie umstellt. Sie machten einen alles andere als freundlichen Eindruck. Bei ihnen war der Vorsteher des Siechenhauses: "Das sind die Leute!"

O'Neill warf einen Blick nach links und rechts. Es war hoffnungslos. Selbst ohne Teal'c hätte sich eine Flucht schwierig gestaltet. Mit Teal'c - unmöglich. Er stieß einen resignierten Seufzer aus.

Gundar war plötzlich da. Er trat mitten in den Kreis der Wachen und tat genau
das, was er in jahrelanger harter Praxis erlernt hatte - er tötete ohne nachzudenken. Er sprang auf einen der Gegner los und schoß ihm mit der Duellpistole auf kürzeste Distanz mitten ins Gesicht. Der Mann stieß einen erstickten Schrei aus und die vordere Hälfte seines Kopfes verwandelte sich in einen roten Sprühnebel. Noch ehe sich irgendjemand von dem lähmenden Entsetzen befreien konnte, hatte Gundar bereits sein Schwert gezogen und zwei weiteren Gegnern mit gezielten Schlägen den Garaus gemacht. Bevor der Kampf richtig begonnen hatte, lagen drei Feinde tot am Boden und den anderen stand die nackte Angst ins Gesicht geschrieben. Langsam wichen sie vor dem mordlüsternen Söldner zurück

"Lauft!" rief er den anderen zu.

"Was ist mit dem Kranken?" fragte der Graf.

"Ich kümmere mich um ihn!" Gundar packte den Jaffa und warf ihn sich über die Schultern. Gemeinsam rannten sie auf den Ausgang der Stadt zu.

***

Gundar war völlig außer Atem. Irgendwie hatten sie es geschafft, die Stadtgrenze und ihre Verfolger hinter sich zu lassen, aber nach allem, was passiert war, waren sie hier nicht mehr sicher. Man würde die Tunnel nun gründlicher nach ihnen durchsuchen, und auch den Steinring würde sicherlich schwer bewacht sein. Er wandte sich an den Anführer der anderen Gruppe: "Dein Freund ist sehr schwer, O'Neill."

Der Colonel verstand zwar nicht, was dieser grobschlächtige, einäugige Kämpfer von einer anderen Welt ihm da sagte, aber er konnte es sich denken. Er nickte nur: "Danke."

Ihre Blicke streiften sich, und sie erkannten eine Menge Gemeinsamkeiten. Sie hatten viel Leid gesehen und manches davon selbst verschuldet. Sie hatten auch selbst gelitten, und während O'Neill seine Narben in seinem Innern trug, prangten sie nur allzu deutlich auf dem Söldner. Ich wünschte, ich spräche seine Sprache, dachten beide.

Teal'c war inzwischen ins Koma gefallen und Carmen hatte ihm eine Medizin gegen das Fieber gegeben. Der Graf schaute ihr bewundernd zu. Sie hatte sich auf dieser Reise als eine sehr viel nützlichere Begleitung erwiesen als er anfangs befürchtet hatte. In der Tat war sie in jeder Hinsicht zu einem vollwertigen Mitglied seiner Gruppe geworden. Und da war immer noch diese geheimnisvolle Aura, die sie umgab ...

Als ihr die drei silbernen Gabeln aus der Tasche fielen, wurden die Augen des jungen Grafen ganz groß: "Nanu, die kenne ich doch?"

Sie blickte zu ihm auf, erst angstvoll, dann voller Selbstvertrauen: "Natürlich. Sie gehörten mal deiner Familie."

"Ich dachte, Harold hätte dich gründlich durchsucht."

"Nun, er war wohl nicht gründlich genug", erwiderte sie, und ihr Lächeln wurde noch breiter.

***

Auf ihrem Weg zum Stargate/Steinring kamen sie durch eine riesige Höhle, deren Wände über und über mit Stargate-Symbolen bedeckt waren. "Das sind Stargate-Adressen", flüsterte Daniel erfürchtig. "Ebensoviele wie auf Abydos, wenn nicht sogar mehr." Auch Sam war völlig aus dem Häuschen und begann sofort damit, Filmaufnahmen von den Wänden zu machen.

"Das ist wirklich nicht notwendig", sagte der Graft. "Wir sollten lieber euren verwundeten Kameraden nach Hause bringen."

"Das ist wahr. Aber wir würden uns eine einmalige Gelegenheit entgehen lassen. Vielleicht kehren wir niemehr zu diesem Planeten zurück!"

"Das wird auch nicht nötig sein. Ich habe mir alle diese Symbole eingeprägt."

"Was?" Sam sah ihn ungläubig an. "All ..." sie machte eine ausschweifende Geste. "All das??? Eingeprägt? Wann?"

"Als wir vor ein paar Tagen hier waren. Wenn wir bei euch zu Hause eingetroffen sind, werde ich sie euch aufschreiben."

"Das heißt, ihr kommt mit uns?" fragte O'Neill.

"Natürlich. Ich brenne darauf, eure Kultur kennenzulernen."

"Oh, wirklich?" O'Neills Stimme war voller Sarkasmus. "Ist es bei euch Brauch, sich selbst einzuladen?"

"Habt ihr etwas dagegen?"

"Nein, natürlich nicht. Stets zu Diensten, Herr Graf." sagte O'Neill und deutete eine Verbeugung an.

Igor bemerkte den Spott in der Stimme des Colonel. "Euer adliger Status scheint diese Leute nicht besonders zu beeindrucken, Herr Graf." sagte er.

"Die werden schon noch lernen, mich mit Respekt zu behandeln." erwiderte der Graf. Daniel, der der als einziger ihre Sprache verstand, schüttelte nur den Kopf. Das konnte ja heiter werden!

***

Schließlich hatten sie den Steinring erreicht. Wie zu befürchten war, hatten sich an die zwanzig Wachen darum verteilt. Ihr Anführer war Rov'ass, dem sie schon vorher in die Arme gelaufen waren. Von einem leicht erhöhten Seiteneingang aus beobachteten SG-1 und die Gruppe des Grafen das Treiben unter ihnen.

"Das sieht nicht gut aus", sagte O'Neill, und reichte sein Fernglas an Carter weiter. Der Graf riß es ihr aus der Hand und blickte damit zu den Wachen hinunter. Für einen Moment sah es so aus, als würde ihm der Colonel an die Gurgel gehen, und nur ein kurzes Kopfschütteln von Carter hielt ihn davon ab.

"Ich stimme dir zu, O'Neill." sagte der Graf. "Carmen hat ein Mittel, mit dem sie euren Freund für kurze Zeit wieder auf die Beine bringen kann. Danach braucht er aber dringend medizinische Versorgung. Seid ihr bereit?"

Der Colonel nickte mürrisch: "So bereit wie immer."

Graf Freund gab Carmen das Zeichen, und sie flößte Teal'c eine bittere Brühe ein. Der Jaffa hustete heftig und schlug die Augen auf: "Wo bin ich? Was ist passiert?"

"Später, Teal'c. Wir müssen durch das Stargate - jetzt oder nie! Daniel und ich werden dich tragen. Carter, Sie geben die Koordinaten ein! Die anderen lenken die Wachen ab."

Diesmal erhob der Graf keinen Einspruch gegen die Befehle des Colonel. Er übersetzte dem Rest seiner Gruppe und gab dem Colonel das Zeichen. Vorsichtig krochen sie so weit aus ihrer Deckung heraus wie irgend möglich. Dann zählte O'Neill langsam von Drei auf Null und gemeinsam stürmten sie auf den Steinring zu.

***

Gundar kämpfte wie ein Besessener. Der Anführer der Wachen hatte ihn mit seiner Stabwaffe im linken Arm getroffen, der nun nutzlos herabhing. Dennoch stellte Gundar auch einhändig immer noch die größte Gefahr für die Wächter des Steinrings dar. Wie ein Pflug brach er durch ihre Verteidigungslinie und bahnte den Nachkommenden einen Weg. An seiner Seite kämpfte der von ihm befreite Sklave, der sich als Keber vorgestellt hatte. Der Bursche war so ungeschickt, daß er Gundar eher behinderte als half. Gerade feuerte der Anführer mit seiner Stabwaffe auf ihn, und nur ein schneller Schwertstreich Gundars, der die Stabwaffe ablenkte, rettete den ehemaligen Sklaven. Gundar setzte augenblicklich nach und streckte den Anführer nieder.

Noch hatten sie den Überraschungsvorteil auf ihrer Seite, aber ihre Feinde überwanden langsam ihren ersten Schreck und begannen damit, ihre Verteidigung zu organisieren. Die Zeit wurde knapp!

Sam erreichte das D.H.D.-Wahlgerät und begann die Koordinaten der Erde einzugeben, wobei sie von Carmen beschützt wurde, die sich mit einem Speer bewaffnet hatte. O'Neill und Daniel näherten sich inzwischen mit dem wankenden Teal'c dem Stargate, flankiert von Igor und dem Grafen. Dort angelangt, überließen sie den Jaffa sich selbst und hielten ihre Feinde mit ihren Waffen in Schach. Eine Wache näherte sich der Stabwaffe, die der Anführer fallengelassen hatte, als ihm Gundar das Herz durchbohrt hatte. O'Neill sah es und schrie etwas, aber Gundar hatte es bereits bemerkt. Schnell sprang er herbei und schlug den Wächter zurück. Ausfall. Parade. Finte. Attacke. Und ein weiterer Feind, den er in den Rachen der Grimmen Dame schleuderte.

Dann hörte er hinter sich einen Schrei. Carmen!

Er wirbelte herum und die Welt verwandelte sich in Zeitlupe. Er sah, wie einer der Feinde seine Kameradin mit dem Speer durchbohrte. Blutüberströmt brach sie zusammen und ließ Sam Carter schutzlos zurück. Drohend schloß sich der Kreis der Wachen um den Major, der gerade das letzte Symbol eingab und das Stargate aktivierte.

Die Wächter erhielten keine Gelegenheit, ihren Triumph auszukosten, denn die menschliche Urgewalt namens Gundar brach über sie herein. Der Söldner schlug zu, hackte ab, verstümmelte, und stieß dabei einen so unmenschlichen Schrei aus, daß er selbst das Wirbel des sich öffnenden Stargates übertönte. Carter nutzte die kurze Atempause, um Carmen aus der Gefahrenzone zu ziehen. Daniel und Keber kamen ihr zur Hilfe und trugen die bewußtlose Frau, während Sam ihr Codegerät aktivierte. Langsam zogen sie sich zum Stargate zurück. Nur Gundar befand sich immer noch beim D.H.D., und schien in seinem Blutrausch keinen Gedanken an die eigene Sicherheit zu verschwenden.

"Gundar!" schrie der Graf, während hinter ihm Igor mit Teal'c und Daniel mit Carmen durch den Ereignishorizont des Steinrings traten. "Wir müssen ihn da herausholen!" wandte er sich an Sam und Jack. Auch der hagere Keber, der so garnichts von einem Kämpfer hatte, sah sie hilfesuchend an. Sie waren nur mit Speeren und Schwertern bewaffnet - der Graf hatte seine Pistole schon vor einer Weile abgefeuert - und waren von sechs feindselig dreinblickenden Wachen umgeben. Der Colonel blickte dem Grafen tief in die Augen: "Wenn ich das tue, dann will ich danach mit Respekt behandelt werden, klar?"

Der Graf antwortete mit einem bitteren Lächeln: "Jawohl - Sir."

"Carter, wir machen Ihnen den Weg frei und sie schnappen sich die Stabwaffe!"

"Jawohl, Sir!"

O'Neill machte mit seinem Speer einen Ausfall nach links, Graf Freund mit dem Schwert seines Vaters einen Ausfall nach rechts. Der plötzliche Gewaltausbruch brach eine Lücke in die Abwehr ihrer Feinde, und Major Carter schlüpfte hindurch. Geschickt tauchte sie unter mehreren Schlägen hinweg und beendete ihr Manöver mit einem Hechtsprung in Richtung Stabwaffe. Während sie sich abrollte, riß sie die Waffe an sich und aktivierte sie.

Zuerst mußten die beiden überlebenden Wachen dran glauben, die immer noch auf Gundar einhackten, danach drehte sie sich zu den anderen um, die O'Neill und Graf Freund bedrohten. Aber diese hatten sich bereits entschieden, aufgrund der veränderten Machtverhältnisse ihr Heil in der Flucht zu suchen. Während sie die Umgebung im Auge behielt, hoben der Graf, der Colonel und der ehemalige Sklave den schwer verwundeten Söldner hoch und schleppten ihn in Richtung Stargate. Gemeinsam sprangen sie durch den Ereignishorizont und ließen den Ort ihrer gewonnenen Schlacht hinter sich.