Titel: Steinring3 - Im SGC
Autor: Christian
eMail: lonz@d.n-r-w.de
Kategorie: [D]rama
Spoiler: keiner
Staffel: 3. Staffel
Rating: PG
Home: Stargate Atlantis Pandora
Anmerkung: Teil 3 der Steinring-Reihe
Inhalt: Die Gruppe des Grafen besucht das SGC ... und wächst weiter an.
Steinring
Im SGC
"Soll das ein Witz sein, Sir?!?" Captain Dan Frisco war aus seinem Stuhl aufgesprungen und starrte General Hammond zornig an.
"Setzen Sie sich hin und mäßigen Sie sich, Captain!" erwiderte General Hammond mit ebenso lauter Stimme. "Sie sind immer noch ein Mitglied dieses Kommandos!"
Frisco stand noch ein paar Sekunden da, dann setzte er sich langsam wieder hin und sprach mit verbitterter Stimme weiter: "Ich habe den Eindruck, Sie wollen mich loswerden - Sir."
"Nun, Frisco, Sie werden mir sicher zustimmen, daß Sie ein ungewöhnlicher Fall sind, selbst wenn man berücksichtigt, womit wir es hier tagtäglich zu tun haben."
Frico nickte verdrossen.
"Sie haben sich hier im Stargate Kommando eine Menge Freundschaften verspielt. Dazu kommt Ihr augenblicklicher ... Zustand. Kein Team-Kommandant ist mehr bereit, Sie in sein Team aufzunehmen - und ich kann es ihnen nicht verübeln. Alles wäre sehr viel einfacher, wenn Sie bereit wären, zu den Tok'ra zu gehen."
"Sir, diese Diskussion hatten wir doch schon! Zu den Tok'ra zu gehen ist gleichbedeutend damit, seine Persönlichkeit aufzugeben."
"Das sehe ich zwar etwas anders, aber ich werde ihnen da nichts vorschreiben. Also ..."
"Also schieben Sie mich ab ..."
"Reißen Sie sich zusammen, Frisco! Ich gebe Ihnen die einmalige Chance, diesem Kommando und in gewisser Weise auch unseren Verbündeten, den Tok'ra, zu dienen. Sie werden weiterhin die Gelegenheit haben, die Galaxie zu erkunden und in unserem Namen zu sprechen. Ich weiß, daß tief in Ihnen ein guter Kern steckt, deshalb möchte ich nur ungern die Alternative in Erwägung ziehen."
"Tief in mir ein guter Kern? Reden Sie jetzt von dem Wurm oder was?"
"Nein, Frisco, ich rede von Ihnen. Von Ihnen persönlich. Wenn ich nicht irgendwie von Ihren Qualitäten überzeugt wäre, wären sie niemals ein Teil dieses Kommandos geworden."
"Hm. Danke, Sir. Sehe ich das richtig, daß ich gar nicht wissen möchte, worin die Alternative besteht?"
"Das sehen Sie richtig, Captain."
"Und ich wäre weiterhin ein Mitglied des Stargate Kommandos?"
"Sozusagen. Sie würden als - diplomatischer - Verbindungsmann fungieren." Das Wort ‚diplomatisch' schien Hammond sichtbare Schmerzen zu verursachen.
"Ich verstehe, Sir. Dann werde ich es wohl mal mit diesem verrückten Grafen versuchen."
"Freut mich zu hören, Frisco. Wegtreten!"
Frisco erhob sich, deutete einen mißmutigen Gruß an und schlenderte in Richtung Ausgang.
"Noch etwas, Frisco!" die Worte des Generals ließen den Captain innehalten. "Machen Sie mir keine Schande, oder ich werde Sie eigenhändig an ihren Eiern aufhängen!"
"Jawohl, Sir!"
***
Janet Frazier lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und rieb sich müde den Nasenrücken, als Samantha Carter mit zwei Tassen Kaffee in ihr Büro balancierte. Sam schloß die Tür mit einem Fuß und setzte die Tassen vorsichtig auf dem Schreibtisch ab, bevor sie ebenfalls Platz nahm.
"Nun?"
"Was nun?"
"Sie sehen erschöpft aus."
"Ist das so deutlich zu erkennen? Liegt wohl daran, daß die Krankenstation mal wieder aus allen Nähten platzt. Jedesmal, wenn sich dieses Tor öffnet, rechne ich mit einer neuen Fuhre von Patienten. Und nicht genug, daß sich die Mitglieder dieses Kommandos regelmäßig unter allen denkbaren und undenkbaren Umständen Verletzungen zuziehen, jetzt bringen sie schon irgendwelche Fremden mit, die sie unterwegs aufgelesen haben. Besonders SG-1 scheint es sich in den Kopf gesetzt zu haben, meine Krankenstation mit Patienten vollzustopfen." An der Stimme des Doktors war deutlich zu erkennen, daß sie es nicht wirklich ernst meinte.
"Und wie machen sich unsere Patienten?"
"Teal'c geht es schon wieder viel besser. Nachdem sein Symbiont nicht mehr der schädigenden Strahlung von P3X298 ausgesetzt war, hat er sich erstaunlich schnell erholt und seine körperlichen Beschwerden geheilt. Ich habe ihn gerade entlassen. Daniel geht es ebenfalls gut. War ja auch ‚nur' eine Schnittwunde am Bein."
"Und die Besucher?"
"Da haben Sie uns ganz schön was angeschleppt. Um die Frau - Carmen heißt sie, nicht war? - habe ich mir zuerst am meisten Sorgen gemacht. Sie hat durch ihre Bauchwunde eine Menge Blut verloren. Zum Glück sind keine lebenswichtigen Organe verletzt worden. Inzwischen ist sie über den Berg. Dem befreiten Sklaven - Keber? - habe ich eine Salbenkur gegen die Hautverbrennungen verschrieben, die er auf dem Planeten erlitten hat. Am schlimmsten hat es dieses Ungeheuer erwischt. Verzeihen Sie meine Ausdrucksweise, aber der Kerl sieht aus, als hätte er die Hälfte seines Lebens im Lazarett verbracht. Sein linker Oberarm wurde von einem Stabwaffentreffer förmlich zerschmolzen - mehrfacher Knochenbruch, gerissenes Muskelgewebe, Verbrennungen dritten Grades. Ein Wunder, daß er mit einer solchen Verletzung noch weitergekämpft hat. Aber anscheinend hat er es getan - und dabei noch mehr eingesteckt. Er wies insgesamt einundzwanzig Schnitt- und Stichwunden unterschiedlicher Schwere auf. Dazu Prellungen am ganzen Körper, einen Schädelbasisbruch und innere Blutungen. Eigentlich müßte er tot sein. Statt dessen ist er auf dem Weg der Genesung. Ein weiteres medizinisches Wunder."
"So ist das Leben im Stargate Center."
"Scheint so. Vor allem hält es einen ständig beschäftigt. In der letzten Woche habe ich allerhöchstens zwanzig Stunden Schlaf bekommen und mich größtenteils von Kaffee ernährt."
"Da geht es mir ganz ähnlich."
"Ja? Wie ist der Graf? Ich bin ihm nur kurz begegnet, aber er scheint nett zu sein. Und knackig."
"Janet! Wo haben Sie wieder Ihre Augen gehabt?"
Der Doktor lachte laut: "Genau an der richtigen Stelle, würde ich sagen. Soweit ich weiß, ist er ungebunden, oder? Kein Interesse?"
"Wer, ich?" Sam machte einen ehrlich überraschten Eindruck. "Nein. Wirklich nicht."
"Dabei würden Sie beide gut zueinander passen. Er soll ziemlich was auf dem Kasten haben."
"Er ist brilliant. Und nervtötend. Er hat auf diesem Planeten über eintausend Stargate-Adressen einfach so auswendig gelernt. Nach etwas mehr als einer Woche spricht er unsere Sprache perfekt. Und schon nach der ersten Führung kannte er sich besser im Stargate Center aus als ich. Ich könnte noch stundenlang so weitererzählen. Der Kerl ist mir einfach unheimlich."
Janet lächelte nur und sagte nichts.
"Was?" fragte Sam leicht irritiert.
"Nun wissen Sie, wie sich die meisten von uns in Ihrer Umgebung fühlen."
"Wirklich?"
"Schon gut, war nur ein Witz."
***
Meine Glieder sind schwer wie Blei und ein Druck wie von hundert Tonnen Wasser lastet auf meiner Brust. Ich kämpfe dagegen an wie ein Ertrinkender, ringe japsend nach Luft. Doch kein Wasser füllt meine Lungen, alles ist trocken. Staubtrocken. Ich huste, will mich befreien von diesem Hustenreiz, doch meine Lungen sind zu schwach.
Ich öffne ein Auge und grelles Licht sticht wie ein heißer Dolch in meinen Kopf hinein. Die Schemen verwandeln sich in ein Gesicht und ich erblicke SIE. Da weiß ich, daß ich tot bin. Die Grimme Dame hat es zu guter Letzt doch noch geschafft, mich zu sich holen. Wieder und wieder bin ich ihr entkommen, aber nun ist der Kampf vorbei.
Ich bin geschlagen und fühle Enttäuschung, aber auch ein wenig Erleichterung. Wer hätte gedacht, daß die Grimme Dame ein so schönes Antlitz ihr Eigen nennt? Sie wendet sich ab und redet mit jemandem, den ich nicht sehen kann. Dann blickt sie wieder zu mir hinab, die Augen voller Zuneigung und Trost: "Gundar?"
Carmen! Ich versuche zu sprechen, bringe aber nur ein Krächzen hervor. Eine Welle der Erleichterung durchläuft mich. Ich bin der Grimmen Dame ein weiteres Mal entkommen! Ich fühle nur noch Erleichterung und vielleicht noch einen leichten Hauch der Verbitterung, weil ich meine Frau und meinen Sohn nun doch noch nicht wieder in die Arme schließen kann.
"Schhhhhh!" sagt sie leise. "Schön, daß du dich entschieden hast, weiter unter den Lebenden zu weilen. Nun überanstreng dich nicht, und schon bald wirst du wieder gesund."
Jetzt sind mehrere Leute bei ihr. Keber ist dabei und sieht mich freudestrahlend an. Ich glaube, er hält meine Hand. Sie reden, aber ich drifte bereits wieder davon und verstehe ihre Worte nicht. Ich werde nicht sterben. Ich habe Freunde, für die es sich zu leben lohnt.
***
Die Tage im Stargate Center vergingen wie im Fluge. Während Carmen und Keber die meiste Zeit bei Gundar in der Krankenstation verbrachten und der Graf seinen unersättlichen Wissensdurst stillte, konnte sich Igor ziemlich frei durch den Komplex bewegen. Mit seinen 15 Jahren war der Schmiedesohn die jüngste Person hier, dennoch hatte er sich recht schnell mit anderen jungen Leuten angefreundet. Sie halfen ihm bei seinem Englisch-Unterricht, den er wie alle anderen Mitglieder der Gruppe um den Grafen erhielt, nachdem der Graf und General Hammond ein kulturellen und wissenschaftlichen Austausch zwischen ihren beiden Planeten vereinbart hatten (der Graf nahm sich wie immer einiges heraus, indem er für seinen ganzen Planeten sprach, aber den General schien dies nicht weiter zu stören).
Der Graf schien in dieser neuen Umgebung förmlich aufzublühen, oft zum Leidwesen der Wissenschaftler, mit denen er zu tun hatte. Igor mußte schmunzeln, als er an das Gespräch zwischen dem Grafen und Samantha Carter dachte, das er mitangehört hatte.
Sam: "... und weil sich die Iris 5 Mikrometer über dem Ereignishorizont befindet, verhindert sie die Reintegration der Materie und schützt uns vor allem, was durch das Stargate zu uns gelangen will."
v.Freund: "Das bedeutet, wenn ein Mensch versucht, durch das geschlossene Stargate zu euch zu gelangen, dann stirbt er?"
Sam: "Uhm ... ja. Aber das kann nur feindlich gesinnten Menschen passieren. Unsere Freunde und Verbündeten verfügen über Transmitter."
v.Freund: "Und wenn die Iris beschädigt wird und sich verklemmt?"
Sam: "Sie verklemmt sich nicht."
v.Freund: "Und wenn sie sich doch verklemmt? Ich meine, es könnte doch passieren."
Sam: "Nein, wir führen regelmäßige Wartungschecks durch. Die Iris gehört zu den am sorgfältigsten gewarteten Systemen auf diesem Planeten. Da kann gar nichts passieren."
v.Freund: "Und wenn der Transmittercode falsch eingegeben wird? Oder wenn jemand in friedlicher Absicht durch das Tor kommt, ohne etwas von der Iris zu ahnen?"
Sam: (unverständliches ärgerliches Gemurmel)
v.Freund: "Bitte? Ich habe Sie akkustisch nicht verstanden."
Sam: "Äh ja, ich muß jetzt leider wieder zurück an die Arbeit. Wir sehen uns später!"
***
General Hammond, Colonel O'Neill und Teal'c saßen im Besprechungsraum, und wieder einmal kam das Thema auf die Gruppe des Grafen - in diesem Fall auf Gundar. Jack O'Neill hatte sich förmlich heißgeredet: "Dieser Kerl ist übel, Sir, wirklich übel. Der nimmt es allein mit dem ganzen Stargate-Center auf - mit Teal'c darin! Und ohne Teal'c schafft er's sogar mit einer Hand auf den Rücken gebunden."
Hammond runzelte ungläubig die Stirn: "Teal'c, stimmt das?"
"Nun, diese Behauptung mußte noch nicht unter Beweis gestellt werden, General Hammond, aber davon abgesehen stimme ich Colonel O'Neill zu."
"Und, glauben Sie er stellt eine Gefahr dar?"
"Das weniger." erwiderte O'Neill. "Es ist nur so ... wir sollten ihn nicht unnötig reizen - Sir."
"Er hat das Herz eines Kriegers", fügte Teal'c hinzu. "Und er steht auf unserer Seite. Wir haben nichts von ihm zu befürchten."
"Wäre er eine Bereicherung für das Stargate Kommando?"
"Sicher, Sir - vorausgesetzt, wir führen Schwerter und Musketen als Standardbewaffnung ein."
"Seine Loyalität gilt allerdings Graf Sebastian von Freund", wandte Teal'c ein.
"Das ist mir klar. Sobald er genesen ist, werden sich unsere Wege wahrscheinlich trennen. Der Austausch zwischen unseren Wissenschaftlern und dem Grafen ist so gut wie abgeschlossen. Soweit ich den Grafen verstanden habe, möchte er ein eigenes Expeditions-Korps gründen, das eng mit uns zusammenarbeitet und uns im Kampf gegen die Goa'uld unterstützt."
"Wobei er von diesem Bündnis weit mehr profitiert als wir, Sir."
"Sicherlich können wir uns technisch fortgeschrittenere Verbündete wünschen. Aber wir können nicht die wissenschaftlichen Erkenntnisse höherstehender Kulturen einfordern, wenn wir im Gegenzug nicht bereit sind, weniger entwickelten Kulturen jede nötige Unterstützung zukommen zu lassen. Außerdem haben wir durch den Grafen über fünfzig neue Stargate-Adressen in Erfahrung gebracht, die den Goa'uld nicht bekannt sind."
"Deshalb unterstützen wir den Grafen auch mit Waffen?"
"Einschließlich aller anderen Gerätschaften, die für die Erforschung fremder Welten und zum Schutz der eigenen Einrichtung nötig sind."
"Eine Iris, Sir?"
"Baupläne für eine Iris, ja. Aber wenn ich mich recht ersinne, hält der Graf nicht viel von dem Konzept. Fragen Sie mich nicht, was er statt dessen bauen möchte, ich habe keine Ahnung."
"Hm ..." O'Neill machte ein unglückliches Gesicht.
"Sprechen Sie ruhig offen, Colonel."
"Halten Sie es für klug, das Wissen um unsere Technologie so freigiebig zu verschenken?"
"Worauf wollen Sie hinaus, Colonel? Sie selbst haben gesagt, daß wir dem Grafen vertrauen können."
"Äh, ja. Aber trotzdem ..."
"Haben Sie Gewissensbisse? Muß ich Sie daran erinnern, daß wir uns im Krieg befinden? Im Krieg gegen einen Feind, der uns technologisch überlegen ist? In unserer Situation kann man sich keine Erste Direktive oder ähnlichen Unsinn leisten. Dieses Kommando ist das einzige, was zwischen den Goa'uld und der Unterwerfung unseres Planeten steht. Da ist es ganz beruhigend zu wissen, daß da draußen eine weitere Gruppe unterwegs ist, die auf unserer Seite steht."
"Ich stimme ihnen zu, General Hammond. Ihr Handeln ist weise."
"Danke, Teal'c. Nun, Colonel?"
"Sicher, Sir. Entschuldigen Sie meine Paranoia. Waffen und Ausrüstung für unsere Verbündeten. Kein Problem. Und einen Schlangenkopf als Begleiter?"
"Die Bezeichnung ‚Schlangenkopf' halte ich für unzutreffend", wandte Teal'c ein, "schließlich war es nicht Captain Friscos Verschulden, daß er mit einem Tok'ra verschmolzen wurde."
"Aber es war doch seine freie Entscheidung, oder? Außerdem konnte ich den Kerl schon vorher nicht leiden. Der geborene Befehlsverweigerer. Aufmüpfig, ... arrogant, ... habe ich aufmüpfig erwähnt?"
"Captain Frisco ist alles andere als über jeden Zweifel erhaben. Aber wir müssen auch seine Situation verstehen. Seine Verschmelzung geschah nicht völlig freiwillig und unter Umständen, die eine Trennung der beiden unmöglich machen. So etwas wäre für jeden von uns ein einschneidendes Erlebnis ... Verzeihung, ich vergaß für einen Moment, mit wem ich hier rede." Sowohl Teal'c als auch Jack O'Neill nickten mit ernster Miene. "Und wir sprechen hier von Dan Frisco. Ihn hat das ganze noch viel härter getroffen. Soweit ich weiß, verhält sich der Tok'ra die meiste Zeit über passiv, aber dennoch ..."
"Man kann nie mehr allein aufs Klo gehen, Sir."
"Ich sehe, Sie begegnen der ganzen Angelegenheit mit dem Ihnen typischen Ernst, Colonel. Wie dem auch sei. Als Begleiter des Grafen wird er vielleicht in der Lage sein, seine neue Identität zu verstehen und zu akzeptieren. Und für den Grafen ist er eine wertvolle Hilfe."
Teal'c nickte nachdenklich: "Das gesammelte Wissen der Tok'ra und der Tau'ri. Hoffen wir, daß er niemals den Goa'uld in die Hände fällt."
"Dan Frisco? Mir tut der arme Systemlord schon jetzt leid, der sich mit Frisco anlegt."
***
Dan Frisco saß im Besprechungsraum und fühlte sich unbehaglich. Ihm gegenüber saß Graf Sebastian von Freund und schien die Ruhe in Person zu sein. Bis jetzt hatte keiner von ihnen ein Wort gesagt, und sie musterten sich nur abschätzend über den Konferenztisch hinweg.
Graf Freund ergriff das Wort: "Du hast dich also entschlossen, uns im Namen der Tau'ri zu begleiten. Was führt dich zu diesem Entschluß?"
Frisco starrte den Grafen nachdenklich an. Hier saß sein Ticket aus dem großen Misthaufen heraus, zu dem sein Leben geworden war. Das SGC wollte ihn nicht mehr haben, zu den Tok'ra wollte er nicht gehen und die einzige Alternative bestand in Sicherheitsverwahrung - Gefängnis, auch wenn sie es nicht so nannten. General Hammond hatte schon ganz Recht gehabt, als er die Gruppe des Grafen als letzten Ausweg genannt hatte. Das einzige Problem bestand nun darin, den Grafen von seinem Wert zu überzeugen. Sollte er ihm die Wahrheit erzählen, oder lieber ein Lügenmärchen auftischen?
Halt's Maul, Wurm! Zugegeben, seine diplomatischen Fähigkeiten waren äußerst begrenzt und nur zu leicht ließ er sich von seinem Temperament mitreißen. Ein Lügenhaus würde also nur allzu schnell einstürzen. Also gut, die Wahrheit: "Ich habe einige ... Differenzen ... mit den Leuten hier. Nicht nur, weil ich einen Wurm in mir trage. Die Leute hier kommen einfach nicht mit mir klar. Was ich dringend brauche, ist ein Tapetenwechsel."
"Du bist mit einem Tok'ra verschmolzen. Aber du nennst in ‚Wurm'?"
Verdammt, dieses Thema behagte Frisco überhaupt nicht: "Sie haben keine Ahnung, was für eine Hölle das ist, mit einem denkenden Wesen verschmolzen zu sein, daß jederzeit die Kontrolle an sich reißen kann. Sie können sich denken, daß ich keine allzu freundlichen Gefühle für meinen ... Symbionten ... hege."
"Aber ist das nicht ungeheuer nervenaufreibend, ständig im Konflikt mit diesem Wesen zu leben?"
Frisco sah den Grafen schief an. Worauf wollte er hinaus? "Es treibt einen langsam in den Wahnsinn."
"Versetz dich in meine Lage. Wäre es klug, ein nervliches Wrack wie dich mit auf eine gefährliche Reise voller Unwägbarkeiten zu nehmen?"
"Was???" Die Zornesröte stieg in Friscos Gesicht. Was erdreistete sich diese ... diese Person?
< Er versucht dich zu reizen. Und ist sehr erfolgreich damit. >
Habe ich dich nach deiner Meinung gefragt, Wurm?
< Wie du bereits sagtest. Er ist dein ... unser Ticket zur Freiheit. Was willst du nun tun? Ihm an die Kehle springen? >
Raus aus meinem Kopf! Ich regel das!
Der Graf bemerkte die Veränderung in Frisco: "Alles in Ordnung?"
"Ich bin okay. Es ist nur ... Ich meine ... Ich wollte sagen ... ihr braucht mich. Ihr braucht mich da draußen. Ich kenne die Goa'uld. Ich spüre ihre Präsenz. Nur mit meiner Hilfe habt ihr überhaupt eine Chance gegen die Schlangenköpfe."
"Und wenn wir in eine kritische Situation geraten, und du rastest aus? Was tun wir dann?"
"Das ist nur eine Unbekannte mehr in einer Gleichung voller Unbekannter. Kein großes Risiko also."
"Kein großes Risiko. Hm ..." Der Graf musterte den Captain für eine Weile. Dann rang er sich zu einem Entschluß durch: "Also gut, du bist dabei! Aber vorher möchte ich noch mit dem Tok'ra sprechen."
Friscos Gesicht machte gleich mehrere Veränderungen durch. Zuerst Nervösität, während der Graf überlegte, dann Triumph, als der Graf seine Entscheidung verkündete, und schließlich Erschütterung, als er die Bedingung nannte. Er konnte den Wurm in seinem Innern leise kichern hören. Du verdammter Mistkerl!
< Dieses Kompliment nehme ich gerne entgegen. >
Ich meinte den Grafen!
"Sie wissen, was Sie mir da abverlangen?"
Der Graf nickte ungerührt: "Ja."
"Also gut." Frisco senkte seinen Kopf und übergab die Kontrolle an den Tok'ra. Als er den Kopf wieder hob, war in seinen Augen ein ganz leichtes Leuten zu erkennen: "Mein Name ist Trell."
"Kann Frisco hören, was wir sagen?"
"Jedes Wort."
Der Graf nickte: "Gut. Wie alt bist du, Trell?"
"Ich bin 78 Jahre alt. Für einen Tok'ra ist dies kein hohes Alter."
"Dennoch bedeutet es, daß du an ein Leben in Freiheit gewöhnt bist."
"Worauf willst du hinaus, Sebastian von Freund?"
"Korrigiere mich, wenn ich mich irre. Die Tok'ra teilen sich den Körper mit ihrem Wirt. Das bedeutet, beide Teile haben gleichermaßen das Recht auf die Benutzung des Körpers. Du dagegen überläßt deinem Wirt die Kontrolle. Dieser Körper muß dir wie ein Gefängnis vorkommen."
Frisco/Trell nickte nachdenklich: "Diese Einschätzung entspricht der Wahrheit."
"Hast du keine Angst, früher oder später an der inneren Einsamkeit zugrunde zu gehen?"
"Dieser Gefahr sehe ich entschlossen ins Auge", erwiderte Trell mit fester Stimme. "Was die Tok'ra von unseren Feinden, den Goa'uld unterscheidet, ist unser tiefes Verständnis davon, was wir sind. Wir sind ... Schmarozer. Wir schenken unseren Wirten zwar Gesundheit und ein langes Leben, reißen dieses Leben dafür aber an uns und beanspruchen es für uns selbst. Dieses Eingeständnis ist ein fester Bestandteil unserer Kultur. Deshalb beschränken wir uns darauf, Wirte zu nehmen, die sich freiwillig dazu bereit erklären. Und wir gehen noch weiter. Wir unterdrücken auch den tiefen Drang in uns, ständig die Kontrolle auszuüben. Dieser Drang ist es, dem die Goa'uld nachgeben. Er ist es, der sie zu den Monstern macht, die sie sind. Mein ganzes Leben lang habe ich gelernt, dem Drang zu widerstehen. Es hat mich darauf vorbereitet, die Prüfung zu bestehen, der ich mich nun stellen muß."
"Warum läßt du dich nicht in einen neuen, willigeren Wirt einpflanzen?"
"Es wäre wahrscheinlich mein Tod. Und Dan Friscos Tod ganz sicher. Als er mich rettete ... ich meine, als er meinen früheren Wirt zu retten versuchte, aber nur mich retten konnte, wurde er so schwer verletzt, daß nur eine Verschmelzung mit mir ihn retten konnte. Seither ersetze ich die Funktion wichtiger Körperorgane, die durch die Verletzung gänzlich zerstört wurden. Er rettete mein Leben, also leiste ich ihm diesen Dienst gerne."
"Ich verstehe."
"Ich werde mich nun zurückziehen. Dan Frisco drängt nach der Kontrolle und ich will sie ihm nicht weiter verweigern."
Graf Freund nickte und Frisco senke erneut seinen Kopf, um ihn zornerfüllt wieder zu heben: "Sie haben keine Ahnung, wie sich das anfühlt, Graf! Es ist schrecklich! Hüten Sie sich davor, Mitleid mit diesem Wurm zu empfinden. Er ist ein Schmarozer, er hat es selbst zugegeben. Er hat damals nicht nur mein Leben gerettet, wie er so scheinheilig behauptet, sondern auch sein eigenes. Oder glauben Sie, er hätte lange in ..." Frisco hielt kurz inne, und fuhr dann traurig fort: "... In seinem toten Wirt überleben können? Ich bin ihm garnichts schuldig! Nicht das geringste! Ich brauche diesen Job, Graf, aber bestehen Sie nie wieder darauf, mit dem Wurm zu sprechen!"
Graf Freund erwiderte nichts. Was er gerade gehört hatte, hatte ihn tief erschüttert. So saßen sie mehrere Minuten schweigend da. Dann erhob er sich und sagte: "Ich werde dich in meine Gruppe aufnehmen und deinen Wunsch respektieren. Ich bete ... nein, ich würde beten, wenn sich die Götter, zu denen ich betete nicht als Goa'uld herausgestellt hätten. Also bete ich zu dem allmächtigen Schöpfer selbst, daß du eines Tages lernen wirst, das Wesen in deinem Innern zu akzeptieren."
***
Der Tag des Aufbruchs war gekommen, und die Gruppe des Grafen hatte sich im Stargate-Raum versammelt. Gundar ließ seinen Blick über die Gruppenmitglieder wandern und mußte schmunzeln. Sie wirkten allesamt ein wenig fehl am Platze mit ihrer fremdartigen, modernen Ausrüstung. Carmen verschwand geradezu in ihrer Uniform, aber nachdem er sie näher kennengelernt hatte, war sich der Söldner sicher, daß sie in jeder Hinsicht eine Bereicherung der Gruppe darstellte. Der Graf mauserte sich immer mehr zu einem strahlenden Anführer, dem Gundar überall hin folgen würde, und Dan Frisco ... nun, er war sicherlich ein erfahrener Soldat, aber er würde seinen Wert noch unter Beweis stellen müssen. Und letztlich Igor und Keber. Nun, Igor würde sie sicherlich auf ihren weiteren Reisen begleiten, schließlich war er der Lehrling des Grafen und nach den Maßstäben ihrer Heimat Xalviar auf dem besten Weg zum Erwachsenen. Keber dagegen würde noch Jahre brauchen, seine Unterwürfigkeit abzulegen. Aber er war wild entschlossen, in die Dienste des Grafen zu treten, also würden sie in der Burg des Grafen eine Aufgabe für ihn finden.
Alles in allem ein seltsamer Haufen, auf den der Söldner da blickte. Zu ihrer Verabschiedung hatten sich viele Mitglieder dieser unterirdischen Festung eingefunden, darunter auch die Mitglieder des Teams, dem sie auf dem Weg hierher begegnet waren. Die Verabschiedung fiel größtenteils herzlich aus, und wurde in der Sprache der Fremden geführt, die Gundar nicht verstand, weil er wegen seiner Verletzung nur wenig Sprachunterricht erhalten hatte - außerdem lagen ihm Fremdsprachen ohnehin nicht sonderlich. So stand er eher im Abseits und hatte die Gelegenheit, die anderen zu beobachten.
Auffällig waren die vielen weiblichen Mitglieder dieser Festung, die sich eingefunden hatten und nun um Igor scharten, nicht wenige davon mit einer kleinen Träne im Knopfloch. Der Junge hatte seine Zeit hier anscheinend gut genutzt, um die diplomatischen Bindungen ihrer beiden Heimatwelten zu stärken.
Ebenso auffällig waren die finsteren Blicke, die sich Frisco und seine ehemaligen Kollegen zuwarfen. Hier war anscheinend einiges im Argen. Kein Wunder, daß sich der Air Force Captain dazu entschieden hatte, sie zu begleiten.
Im Mittelpunkt standen General Hammond und Graf Freund, die sich gerade freundlich die Hand schüttelten: "Beehren Sie uns bald wieder, Herr Graf!"
"Sehr gerne, General."
Im Hintergrund begann der Steinring zu rotieren und die Adresse von P3X797 anzuwählen. Dieser Planet, der von Leuten bewohnt wurde, die dem SGC freundlich gesonnen waren, würde ihre Zwischenstation sein. Aus einem Grund, den Gundar nicht genau verstand, war es nämlich nicht möglich, direkt nach Xalviar zu reisen.
Der Steinring aktivierte sich und erhelle ihre Gesichter mit seinem verheißungsvollen, blauen Leuchten. Der Graf gab das Zeichen und gemeinsam näherten sie sich dem Ereignishorizont. "Ich freue mich auf Zuhause", sagte Igor. Alle nickten, selbst Keber und Frisco, die den genauen Wortlaut nicht verstanden. Dann traten sie durch das Tor und rasten durch die Unendlichkeit des Alls.
***
Dr. Frasier betrat die Kommandozentrale in großer Eile und mit Sorgenfalten im Gesicht.
"Was gibt es, Doktor?" fragte General Hammond besorgt.
"Sir. Das Team des Grafen hat das Stargate-Center verlassen?"
"So ist es. Pünktlich um 1400 Uhr."
Die Ärztin ließ resigniert die Schultern hängen. "Dann können wir nur hoffen, daß sie bald zurückkehren werden."
"Warum? Was stimmt denn nicht, Doktor?"
Sie sah ihn traurig an: "Sir, ich habe gerade die letzten Laborauswertungen erhalten. Es ist Carmen Selaro. Sie hat Krebs."